Fernfahrt Hannover-Alzey

16.06.2015

Ich fahre ja öfter längere Strecken mit der ZOE, die über die einfache Reichweite dieses Elektroautos (Sommer: 160km, Winter: 120km) hinausgehen und mindestens eine Zwischenladung erfordern:

  • nach Dortmund
  • in den Harz
  • nach Bremervörde

Das ist mittlerweile schon fast Routine, und Dank der immer besser werdenden Infrastruktur (besonders der sich schnell mehrenden 43kW-AC-Crowdfunding-Ladestationen) auch gut zu bewältigen.

Ende März war ich mal in Berlin, das war mit rund 300km meine bislang weiteste Strecke, die ich am Stück (mit 3 Ladepausen) gefahren bin.

Letztes Wochenende stand ein Verwandtenbesuch in Alzey an, das liegt südlich von Mainz. Rund 430km – meine bis dato längste ZOE-Reise. Auf geht’s!

Streckenplanung

Mit dem GoingElectric-Routenplaner ist die Planung der Ladehalte relativ einfach.

Bei längeren Strecken mit dem Elektroauto (Teslas mal außen vor) sollte man das Kilometerschrubben und Schnell-Ankommen-Wollen loslassen und sich wieder der Qualität des entschleunigten Reisens öffnen. Gelingt dies nicht, kann es frustrierend oder abschreckend wirken, für eine Strecke von rund 430km insgesamt (mit Ladepausen) länger als 8 Stunden unterwegs zu sein. Gelingt es aber, wird man nicht nur entspannt reisen, sondern auch entspannt ankommen und mit schönen Erlebnissen unterwegs belohnt.

Ich suche mir Ladepunkte heraus, die entweder sehr kurze Ladezeiten ermöglichen oder das Unerlässliche mit dem Angenehmen verbinden – schöne Gegenden und Gastronomie, um die Ladeweile entspannt zu verbringen.

Weitere Rahmenbedingungen sind, dass die Ladepunkte zu den Zeiten, zu denen ich dort Station mache, auch zugänglich sind und dass sie funktionieren. Letzteres lässt sich einigermaßen aktuell durch die Ladelog-Einträge im GoingElectric-Verzeichnis verifizieren.

Schließlich muss man das Höhenprofil der Strecke beachten, da bergauf natürlich mehr Energie verbraucht wird, die dann der Reichweite fehlt, falls es sich auf dem jeweiligen Streckenabschnitt nicht ausgleicht.

Für die 430km benötige ich drei Ladehalte. (Hätte ich einen Tesla, könnte ich in einem Rutsch durchfahren…)

Hier meine Strecke im Überblick:

Streckenplanung Benthe-Alzey

Hier das Höhenprofil:

Höhenprofil der Strecke Benthe-Alzey

Der Partner Acceptance Factor für diese Tour liegt bei uns bei exakt Null – folgerichtig fährt meine Liebste mit dem Zug und ich mache mich mit unserer betagten Labradorhündin in der ZOE auf den Weg.

Es hätte auch die Möglichkeit bestanden, von Freunden einen Verbrenner zu leihen. Jedoch – irgendwie sträubt sich alles in mir dagegen, lärmend und stinkend unterwegs zu sein. Es geht einfach nicht mehr. Ich kann nicht zurück. 😉

Ich betrachte diese Tour auch als Generalprobe für die geplante Urlaubsfahrt nach Österreich im Juli.

Unterwegs

1. Etappe: Benthe – Göttingen

Es ist Freitag, der 12. Juni 2015. Wir brechen relativ früh auf: Gegen 7 Uhr rollen wir lautlos mit 100% voll geladener ZOE von zu Hause los. Die Temperaturen sind reichweitenfreundlich, es soll ein warmer Tag werden. Unterwegs werden wir später die 30°C-Marke überschreiten.

Erster Ladehalt soll die Schnellladestation am Kaufpark in Göttingen werden. Dort stehen kostenlos 43kW AC Ladeleistung zur Verfügung, die die ZOE auch abrufen kann. Damit hat sie in weniger als 30 Minuten wieder genug Saft für die nächste Etappe.

Auf der Autobahn wären es bis Göttingen rund 130km. Ich entscheide mich aber für die fast 20km kürzere Strecke über die B3, was kaum länger dauert und schöner ist. (Auf dem Rückweg nehme ich dann doch die Autobahn, um es mal auszuprobieren.)

Viertel vor 9 komme ich an der Ladestation an und bin sofort extrem frustriert: Am einzigen 43kW-AC-Anschluss hängt ein e-Golf und nuckelt vor sich hin. Ein Fahrer bzw. eine Fahrerin ist weit und breit nicht zu sehen. Ein e-Golf! Nichts liegt mir ferner als Schnellladefähigkeits-Chauvinismus, aber hallo? Entweder der e-Golf hat einen (aufpreispflichtigen) CCS-Anschluss für schnelle DC-Ladung, dann hängt er am falschen Kabel (denn die Ladestation hat auch CCS) – oder er hat keinen, dann hängt er im Prinzip am richtigen, kann da aber nur max. 3,6kW Ladeleistung ziehen! Da steht er und blockiert solchermaßen schnarchladend den 43kW-Anschluss, den ich für zügige Weiterfahrt dringend bräuchte.

Letztlich liegt es nicht wirklich an potenzieller Ignoranz. Da steht eine Ladestation, das Kabel passt, also schließt man sich an. Das ist völlig legitim, auch wenn es den gleichen Effekt für mich hat wie wenn ich mit einem Verbrenner an der Tankstelle stünde und warten müsste, weil der Typ vor mir seinen 60-Liter-Benzintank mit einem Strohhalm befüllt.

Was hier fehlt, sind neben dem Schnelllader einfach eine ganze Reihe zusätzlicher preiswerter Ladeanschlüsse mit kleiner Ladeleistung, die für Fahrzeuge wie den e-Golf vollkommen ausreichend sind. Dann blieben die Schnelllader frei für die, die wirklich schnelle Aufladung benötigen (und schnell laden können), weil sie weiter wollen.

Nun, zum Glück gibt es seit kurzem noch eine 43kW-Alternative in Göttingen, die ich nutzen kann: den Schnelllader am Geismartor. Ich fahre ca. 4km stadteinwärts, biege auf den Parkplatz ein und finde: einen am 43kW-AC-Anschluss ladenden Tesla. Menno!

Hier muss man Parktickets lösen, und ich schaue durch die Windschutzscheibe, wie lange der Tesla hier noch stehen wird – es sind zum Glück nur noch wenige Minuten. Als ich aufblicke, winkt mir schon der Fahrer zu, der sich dann als Forumskollege CarstenM entpuppt. Nice to meet! 🙂

Er macht Ladeplatz und Anschluss frei und ich stöpsele die ZOE an. Puh, Glück gehabt! Die nächste Alternative wären „nur” 22kW im Parkhaus Groner Tor gewesen. Aber so ist die ZOE schon 25 Minuten später wieder auf 96% – genug für die nächste Etappe plus großzügige Reichweitenreserve.

2. Etappe: Göttingen – Schloßhotel Friedewald

Als zweiten Ladehalt habe ich mir die 22kW-Ladesäule am Schloßhotel Friedewald herausgesucht und fahre auch diesen Streckenabschnitt nicht auf der Autobahn. Das hat mehrere Vorteile: Erstens hat die Strecke von Göttingen aus über die B27 ein günstigeres Höhenprofil (ich vermeide die Kasseler Berge), zweitens ist sie landschaftlich schöner, drittens ist kaum Verkehr und viertens werde ich hocherfreut feststellen, dass es am Ziel einen wunderschönen Schlosspark gibt, in dem meine Hündin und ich die Ladeweile verbringen können.

Etwas unsicher bin ich, weil im GoingElectric-Ladelog für diese Ladestation steht, dass die Ladekarte, die man sich an der Hotelrezeption ausleihen kann, kürzlich nicht funktioniert hat. Ich verstehe zwar nicht, warum man Ladesäulen, die Strom ohnehin kostenlos abgeben, überhaupt irgendwie freischalten muss, aber egal. Ich rufe vorher im Hotel an und frage nach. Von einer nicht funktionierenden Ladekarte ist dort nichts bekannt. Das kann heißen, sie funktioniert (inzwischen) wieder, das kann aber auch heißen, die Rezeptionsmitarbeiter wissen es nur nicht. Es bleibt ein Restrisiko, das ich aber eingehen will.

Von Göttingen über die B27 nach Friedewald sind es ca. 96km. Sollte es wirklich mit der Leihkarte nicht funktionieren, gibt es 10km weiter in Bad Hersfeld eine 22kW-Ladesäule bei einem Mitsubishi-Händler, die ich noch anfahren kann. Die ist zwar nur zu den regulären Öffnungszeiten des Händlers nutzbar, aber Freitag Mittag ginge das ja.

Kurz vor Eschwege missdeute ich einen Straßensperrhinweis und folge mehrere Kilometer einer Umleitung, bis ich merke, dass hier irgendwas nicht stimmen kann. Ich muss zurück und erkenne meinen Irrtum. Nicht die Straße bei Eschwege ist gesperrt, sonder nur die Zufahrt zu einem Gewerbegebiet. So etwas kann einen bei sehr knapper Reichweitenkalkulation schon in die Bredouille bringen. Aber ich habe eine mehr als großzügige Reserve.

Hinter Eschwege gibt es noch einen Zwischenfall mit meiner Hündin. Seit Göttingen sitzt (statt liegt) sie hinten und hechelt. Ich schiebe es auf die kurvenreiche Strecke und rede ihr immer wieder beruhigend zu. Aber es sind nicht die Kurven, sondern es ist – Durchfall. Ich raffe es erst, als ich plötzlich eindeutige Geräusche von hinten höre. Oh je! Meine arme Hündin! Das passiert wirklich nur in allerhöchster Not, und im Auto hat sie das noch nie gemacht. Ich habe sie einfach nicht verstanden. Wenn sie wenigstens mal gefiept hätte! Aber in ihrem hohen Alter (14) kommt sowas vielleicht auch für sie selbst überraschend.

Glücklicherweise ist direkt, als es passiert, vor uns ein Parkplatz. Ich biege ein, halte und lasse erstmal meine Hündin aus dem Wagen. Sonst muss ich sie immer über die Ladebordkante heben, aber diesmal springt sie mir entgegen, direkt auf den Boden. Im Gebüsch entleert sie sich dann noch ein paar Mal. Mea culpa! Ich kümmere mich um das Malheur im Kofferraum. Es erweist sich zum Glück als relativ schnell und sauber zu entsorgen – mitsamt dem Handtuch, auf dem sie gelegen hat. Eins hab ich noch dabei.

Labradorhündin Marie in ZOE

Nachdem sich alle etwas beruhigt haben und Geruch und Fliegen aus dem Auto verschwunden sind, fahren wir erstmal weiter. Noch 30km bis zum Etappenziel. Da können wir uns dann ausruhen und ich entscheide, ob wir die Tour fortsetzen oder doch lieber zurückfahren, je nach Zustand meiner Hündin. Als wir gegen halb 12 am Schlosshotel ankommen, macht sie aber einen fitten Eindruck, und da es nun zum Ziel genauso weit ist wie zurück nach Hause, setzen wir die Reise fort.

Aber erstmal lade ich die ZOE wieder auf. Bei Ankunft hat sie noch 27%, ich hätte die Ladezeit in Göttingen also noch deutlich verkürzen können. Jedoch gehe ich bei unbekannten Strecken und Ladeverhältnissen am Ziel lieber auf Nummer sicher. Ich stöpsele sie ein und gehe zur Hotelrezeption, die Ladekarte holen.

Erleichterung: Sie funktioniert! Super. Man braucht sie zwei Mal: zum Starten des Ladevorgangs und am Ende zum Befreien des Ladesteckers aus der Säule. Warum einfach, wenn es auch umständlich geht?

(Auf dem Rückweg probiere ich einfach mal meinen neuen PlugSurfing-Schlüsselanhänger an dieser Ladesäule aus – und siehe, es funktioniert!)

Die Ladeweile verbringen wir in dem wunderschönen Schlossgarten, sehr gepflegt, mit angelegtem Bachlauf und vielen Bänken und lauschigen Plätzchen. Das ist so angenehm, dass wir sogar ein wenig die Zeit verpeilen und länger bleiben, als es für die Ladung für den nächsten Streckenabschnitt erforderlich wäre.

Leider habe ich keine Fotos von diesem Ladehalt gemacht.

Um halb eins fahren wir weiter.

3. Etappe: Schloßhotel Friedewald – Landhaus Klosterwald in Lich

Als nächsten Ladehalt habe ich einen 22kW-Ladepunkt am Landhaus Klosterwald ausgesucht. Bis dahin sind es 106km. ZOE zeigt nach dem Laden über 160km Reichweite an, also alles im dunkelgrünen Bereich.

Jetzt nehme ich die Autobahn und lasse die ZOE gemütlich mit Tempomat 96 km/h laufen. Kurz vor 14 Uhr kommen wir mit 40% SOC am Landhaus an. Wir hätten also auch in Friedewald die Ladezeit fast um die Hälfte verkürzen können.

Toller Service vom Landhaus, eine Ladestation aufzustellen! Gäbe es dort keine, wäre ich wahrscheinlich nie im Leben dort hingekommen. So konnten sie mich zwei Mal als Gast gewinnen, ein Mal auf der Hinfahrt und noch einmal auf dem Rückweg.

Wir lassen uns Zeit und machen im Schatten auf der Terrasse des Landhauses eine ausgedehnte Mittagspause. Die wird wieder viel länger als nötig, aber das liegt diesmal auch daran, dass meine Bestellung ziemlich lange braucht, bis sie mich erreicht. Die beiden Servicekräfte müssen noch eine Hochzeitsgesellschaft bedienen. Und ich habe ja Zeit, so what. 😉

Kurz nach 15 Uhr brechen wir zur letzen Etappe unserer Reise auf.

4. Etappe: Landhaus Klosterwald – Alzey

Noch rund 120km bis Alzey. Wir bleiben auf der Autobahn. Inzwischen ist es Freitag Nachmittag, und mit Einfahrt in den Großraum Frankfurt/M. / Mainz wird es ziemlich voll.

Die Außentemperatur steigt jetzt über 30°C, aber die Klimaanlage der ZOE sorgt für angenehmes Ambiente im Inneren bei sehr moderatem Verbrauch. Es macht übrigens auch beim Kühlen einen Unterschied aus, ob man im ECO-Modus fährt oder nicht: Mit ECO aus wird die einströmende Luft nochmal deutlich kühler und auch die bewegte Luftmenge wird größer.

Durch den dichten Verkehr und eine weitere Umleitung verzögert sich unsere Ankunft etwas. Gegen 16:45 Uhr erreichen wir Alzey, mit 22% SOC.

Alzey selbst hat noch keine öffentliche Ladestation; hier lädt die ZOE über Nacht an Schuko in der Garage unserer Verwandten, ziemlich genau 12 Stunden bei 13A bis 100% inkl. Balancing.

Fazit Hinfahrt:

Fast 10 Stunden Reisezeit für 430km. Ist nicht jedermanns Sache. Ging aber sehr gut. Ich habe zwei schöne Orte kennengelernt und bin null gestresst.

Die Rückfahrt

Sonntag früh gegen 8 Uhr starten wir wieder nach Hause. Ich überlege erst, eine etwas andere Route mit anderen Ladehalten zu fahren (ausschließlich Autobahn), aber dann denke ich: Wozu? Ich kenne jetzt diese Strecke, ich kenne die Ladehalte auf dieser Strecke, weiß, dass sie funktionieren und was mich erwartet und kann daher die Ladezeiten optimieren – sprich: verkürzen.

Ich traue mich nun auch, auf den ersten Streckenabschnitten mit etwas höherer Geschwindigkeit zu fahren (Tempomat 100km/h).

Im Endeffekt spare ich so fast zwei Stunden Reisezeit ein und schaffe den Rückweg insgesamt in nur knapp 8 Stunden.

Frühstückskakao im Landhaus Klosterwald, Mittagspause im Schlosspark in Friedewald, Schnellladen am Kaufpark in Göttingen (diesmal frei), meiner Hündin geht’s gut – läuft alles super.

Den letzten Abschnitt von Göttingen nach Benthe fahre ich diesmal Autobahn, das braucht nicht so viel Aufmerksamkeit: Tempomat ein und gut. Mit 8% SOC komme ich kurz vor 16 Uhr zu Hause an.

Fazit

Noch längere Strecken würde ich an einem Tag nicht fahren wollen, aber 3 Ladehalte sind absolut OK und so werde ich auch meine Urlaubsreise planen, dann mit Übernachtungen.

Ladekosten: offiziell keine. Schelllader Göttingen: kostenfrei (nur auf dem Hinweg 70 ct Parkgebühren gezahlt). Ladestation Schlosshotel Friedewald: kostenfrei (habe auf dem Hinweg ein Trinkgeld an der Rezeption für das Ausleihen der Ladekarte hinterlassen). Landhaus Klosterwald: kostenfrei (entsprechendes Trinkgeld gegeben).

860km ohne Emissionen und ohne Lärm zurückgelegt.

Habe ich schon erwähnt, dass ich die ZOE und das elektrische Fahren total toll finde? 😀

Crowdfunding-Ladestationen

07.06.2015

Deutschland ist Entwicklungsland in Sachen Elektromobilität. Es wird viel Geld ausgegeben und geforscht und geforscht, aber wo bleibt die Infrastruktur? Auch ganz ohne Forschung ist doch klar: Wir brauchen Schnellladestationen entlang der Hauptverkehrsachsen, und zwar welche, die alle derzeit gängigen Ladestandards (Typ 2, CCS und CHAdeMo) gleichermaßen bedienen.

Einen ernüchternden Erfahrungsbericht zum derzeitigen Stand der Entwicklung in Deutschland hat TeeKay im GoingElectric-Forum veröffentlicht.

Ja dann… machen wir halt selber!

Standortpartner gesucht!

Spendenfinanzierte Ladestationen –
Die wichtigsten Informationen zum Projekt

Wer wir sind

Wir sind eine Interessengemeinschaft von Elektroautofahrern, die sich über die Internet­plattform GoingElectric (www.goingelectric.de) organisiert. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, auf unkomplizierte und unbürokratische Weise die Ladeinfrastruktur für Elektro­fahrzeuge in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu verbessern.

Unsere Erfahrungen mit den offiziellen Wegen über Energieversorger, Stadtwerke, Behörden usw. haben uns zu der Erkenntnis gebracht, dass wir am schnellsten und preiswertesten vorankommen, wenn wir die Angelegenheit selbst in die Hand nehmen.

Wir sind mit großem Enthusiasmus und persönlichem Einsatz bei der Sache und verfolgen keine kommerziellen Ziele.

Was wir erreichen wollen

Uns geht es vor allem darum, an strategischen Orten preisgünstige Schnellladestationen zu errichten, an denen moderne Elektroautos innerhalb relativ kurzer Zeit (30 Minuten bis 2 Stunden) wiederaufgeladen werden können. Mit einem solchen Schnellladenetz werden auch mit den derzeit im unteren und mittleren Preissegment verfügbaren Elektroautos Fernreisen und Langstrecken in akzeptabler Reisezeit möglich.

Welche Vorteile sich daraus ergeben

Von einer Verbesserung der Ladeinfrastruktur durch Schnellladestationen profitieren einerseits die Elektroautofahrer, weil sie es ihnen ermöglicht, ihre Fahrziele rein elektrisch und relativ zügig zu erreichen.

Der Betreiber einer Ladestation profitiert zunächst vom grünen Image, das sich daraus ergibt, eine extrem umweltfreundliche Art von Mobilität zu unterstützen. Ein speziell für Kundenakquise und Kundenbindung sehr wichtiger Aspekt ist aber, dass die Fahrerin­nen und Fahrer von Elektroautos die Ladezeit überbrücken müssen. Das eröffnet allen Unternehmen mit Publikumsverkehr sehr interessante Möglichkeiten. Üblicherweise gehen Elektromobilisten während der Ladezeit vor Ort oder in der Nähe Einkaufen, Essen, nehmen Freizeitangebote wahr oder sie übernachten sogar.

Fakt ist, dass allein mit dem „Verkauf“ von Strom aus den Ladestationen kein nennens­werter Gewinn zu realisieren ist. Die abgegebenen Strommengen bzw. deren Wert sind zu gering (pro Ladevorgang max. 5 bis 6 €). Ladestationen sollten daher als Werbeinvestition betrachtet werden, die mit hohem ROI dazu dienen, Kunden anzuziehen und andere Dienstleistungen und Angebote noch attraktiver zu machen.

Die Zielgruppe ist solvent und ausgabenfreudig, das beweisen die aktuellen Preise, die man für Elektroautos noch zahlen muss.

Wie wir vorgehen

Wir suchen zunächst attraktive Standorte aus und bemühen uns dann um einen oder mehrere Standortpartner, bei denen eine Ladestation installiert werden kann.

Fachleute aus dem GoingElectric-Forum bauen dann die Ladestation für den jeweiligen Standort (es gibt mehrere Varianten je nach den technischen Gegebenheiten vor Ort). Sie arbeiten ehrenamtlich. Die Materialkosten für die Ladestationen werden per Crowdfunding von der Elektroautofahrer-Gemeinschaft aufgebracht (gespendet).

Die Ladestation kostet den Standortpartner also nichts!

Wenn ein Standortpartner direkt oder indirekt von der Ladestation profitieren kann, bitten wir ihn, die Anschlusskosten für die Ladestation zu übernehmen. Oft muss eine separate Leitung gelegt und speziell abgesichert werden. Sind die Kosten dafür sehr hoch oder bei privaten Standortpartnern kann die Crowd auch hier noch zufinanzieren. Das hängt vom Einzelfall ab.

Wie eine solche Ladestation aussieht

Die von uns gebauten Ladestationen sind Drehstrom-Lader (AC). Es sind relativ kleine Kästen, die bequem an einer Hauswand angebracht werden können. Sie verfügen über einen sog. Typ 2- und einen CEE32-Anschluss.

Ladepunkt Bad Fallingbostel

An diesen Anschlüssen können die meisten Elektoautos laden, auch wenn sie nicht über AC-Schnellladetechnik verfügen. E-Autos mit AC-Schnellladetechnik (z.B. Renault ZOE, Smart ED (optional), Tesla Model S (optional)) können die angebotene Ladeleistung voll­ständig (ZOE bis 43kW) oder fast vollständig (bis 22kW) nutzen.

Geht auch Gleichstrom-Schnellladung?

Für Gleichstrom-Schnellladung via CCS-Anschluss (z.B. für BMW i3, VW e-Golf, VW e-up!) und CHAdeMO-Anschluss (z.B. für Nissan Leaf, Nissan e-NV200, Mitsubishi i-MiEV, Kia Soul EV) werden Kombi-Ladestationen benötigt, die durch ihre aktuell noch sehr hohen Kosten (> 10.000,- €) den Rahmen crowdfinanzierter Projekte leider sprengen. Sollte das trotzdem interessant für einen Standortpartner sein, können wir gern beraten und ver­mitteln.

Sollten in Zukunft aber bezahlbare Gleichstromlader verfügbar sein, so sind diese leicht nachzurüsten, da der Stromanschluss dann schon liegt und der größte Aufwand bereits getan ist.

Weiterhin besteht auch die Möglichkeit, über einen transportablen Gleichstromlader den Typ2 Anschluss zu nutzen. Hier sind bereits industrielle Produkte in Arbeit.

Welche Voraussetzungen gegeben sein müssen

Anschlussleistung:

Unsere Ladestationen benötigen einen separaten Drehstromanschluss (AC) mit einer Belastbarkeit von mindestens 32A (22kW), noch besser und für dieses Projekt wünschens­wert sind 63A (43kW). Dieser Anschluss muss zusätzlich zur normalen Sicherung mit einem geeigneten Fehlerstromschutzschalter (RCD / FI) Typ B abgesichert sein.

Wenn die Anschlussleistung nicht bekannt ist, werden wir hier auf unkompliziertem Weg beratend tätig. In unseren Ladeboxen können wir die Leistungen genau einstellen und sie werden entsprechend auf den Anschluss abgestimmt. Auch ein Lastabwurf oder Umschaltmöglichkeiten können einfach realisiert werden.

Standort:

Die Ladestation muss täglich rund um die Uhr (24/7) barrierefrei zugänglich sein. Mindestens ein Stellplatz muss vorhanden und gekennzeichnet sein und für ladende E-Autos freigehalten werden.

Stromanbieter:

Zum Elektroauto passt 100% Ökostrom, selbst RWE bewirbt diesen an seinen Ladesäulen. Wir nutzen aber jeden Strom, den der Standortpartner bereitstellt. Bei Greenpeace Energy, Naturstrom oder EWS ist sichergestellt, dass der Ökostrom nicht durch Kauf von Zertifikaten „gewaschen“ wurde. Bei entsprechender Kennzeichnung der Ladestation zahlt Naturstrom z.B. eine jährliche Prämie.

Wie die Stromkosten erstattet werden

Um die Kosten für die Ladestation niedrig und die Technik so einfach und robust wie möglich zu halten, verzichten wir auf die Integration von Abrechnungssystemen. Die Kosten für den geladenen Strom werden dem Standortpartner von den Ladenden per Spende erstattet (z.B. bar an der Kasse, in den Briefkasten oder online per PayPal). Das funktioniert sehr zuverlässig.

Pro Ladevorgang entstehen im Durchschnitt max. Stromkosten von 5 bis 6 €. Die Erfahrung zeigt, dass meist weniger geladen wird (nicht immer kommt man ganz leergefahren an) und dass die meisten Ladenden beim Spenden deutlich aufrunden.

Dient die Ladestation als Werbemittel und Kundenbindungsinstrument, kann es für den Standortpartner sogar eine Überlegung Wert sein, den Ladestrom kostenlos abzugeben. Bei den geringen Beträgen lohnt sich keine Abrechnung und die Handhabung wird für beide Seiten vereinfacht. Der Imagegewinn ist dafür um so höher.

Beispiele für erfolgreich installierte Ladestationen

Auf der Internetseite www.goingelectric.de/forum/goingelectric-crowdfunding/ können Sie sich über bereits installierte, crowdfinanzierte Ladestationen im Rahmen dieses Projekts informieren.

Diese Projektinformationen zum Download:

PDF-Download: Crowdfinanzierte Ladestationen für Elektoautos