Crowdfunding-Ladestationen

07.06.2015

Deutschland ist Entwicklungsland in Sachen Elektromobilität. Es wird viel Geld ausgegeben und geforscht und geforscht, aber wo bleibt die Infrastruktur? Auch ganz ohne Forschung ist doch klar: Wir brauchen Schnellladestationen entlang der Hauptverkehrsachsen, und zwar welche, die alle derzeit gängigen Ladestandards (Typ 2, CCS und CHAdeMo) gleichermaßen bedienen.

Einen ernüchternden Erfahrungsbericht zum derzeitigen Stand der Entwicklung in Deutschland hat TeeKay im GoingElectric-Forum veröffentlicht.

Ja dann… machen wir halt selber!

Standortpartner gesucht!

Spendenfinanzierte Ladestationen –
Die wichtigsten Informationen zum Projekt

Wer wir sind

Wir sind eine Interessengemeinschaft von Elektroautofahrern, die sich über die Internet­plattform GoingElectric (www.goingelectric.de) organisiert. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, auf unkomplizierte und unbürokratische Weise die Ladeinfrastruktur für Elektro­fahrzeuge in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu verbessern.

Unsere Erfahrungen mit den offiziellen Wegen über Energieversorger, Stadtwerke, Behörden usw. haben uns zu der Erkenntnis gebracht, dass wir am schnellsten und preiswertesten vorankommen, wenn wir die Angelegenheit selbst in die Hand nehmen.

Wir sind mit großem Enthusiasmus und persönlichem Einsatz bei der Sache und verfolgen keine kommerziellen Ziele.

Was wir erreichen wollen

Uns geht es vor allem darum, an strategischen Orten preisgünstige Schnellladestationen zu errichten, an denen moderne Elektroautos innerhalb relativ kurzer Zeit (30 Minuten bis 2 Stunden) wiederaufgeladen werden können. Mit einem solchen Schnellladenetz werden auch mit den derzeit im unteren und mittleren Preissegment verfügbaren Elektroautos Fernreisen und Langstrecken in akzeptabler Reisezeit möglich.

Welche Vorteile sich daraus ergeben

Von einer Verbesserung der Ladeinfrastruktur durch Schnellladestationen profitieren einerseits die Elektroautofahrer, weil sie es ihnen ermöglicht, ihre Fahrziele rein elektrisch und relativ zügig zu erreichen.

Der Betreiber einer Ladestation profitiert zunächst vom grünen Image, das sich daraus ergibt, eine extrem umweltfreundliche Art von Mobilität zu unterstützen. Ein speziell für Kundenakquise und Kundenbindung sehr wichtiger Aspekt ist aber, dass die Fahrerin­nen und Fahrer von Elektroautos die Ladezeit überbrücken müssen. Das eröffnet allen Unternehmen mit Publikumsverkehr sehr interessante Möglichkeiten. Üblicherweise gehen Elektromobilisten während der Ladezeit vor Ort oder in der Nähe Einkaufen, Essen, nehmen Freizeitangebote wahr oder sie übernachten sogar.

Fakt ist, dass allein mit dem „Verkauf“ von Strom aus den Ladestationen kein nennens­werter Gewinn zu realisieren ist. Die abgegebenen Strommengen bzw. deren Wert sind zu gering (pro Ladevorgang max. 5 bis 6 €). Ladestationen sollten daher als Werbeinvestition betrachtet werden, die mit hohem ROI dazu dienen, Kunden anzuziehen und andere Dienstleistungen und Angebote noch attraktiver zu machen.

Die Zielgruppe ist solvent und ausgabenfreudig, das beweisen die aktuellen Preise, die man für Elektroautos noch zahlen muss.

Wie wir vorgehen

Wir suchen zunächst attraktive Standorte aus und bemühen uns dann um einen oder mehrere Standortpartner, bei denen eine Ladestation installiert werden kann.

Fachleute aus dem GoingElectric-Forum bauen dann die Ladestation für den jeweiligen Standort (es gibt mehrere Varianten je nach den technischen Gegebenheiten vor Ort). Sie arbeiten ehrenamtlich. Die Materialkosten für die Ladestationen werden per Crowdfunding von der Elektroautofahrer-Gemeinschaft aufgebracht (gespendet).

Die Ladestation kostet den Standortpartner also nichts!

Wenn ein Standortpartner direkt oder indirekt von der Ladestation profitieren kann, bitten wir ihn, die Anschlusskosten für die Ladestation zu übernehmen. Oft muss eine separate Leitung gelegt und speziell abgesichert werden. Sind die Kosten dafür sehr hoch oder bei privaten Standortpartnern kann die Crowd auch hier noch zufinanzieren. Das hängt vom Einzelfall ab.

Wie eine solche Ladestation aussieht

Die von uns gebauten Ladestationen sind Drehstrom-Lader (AC). Es sind relativ kleine Kästen, die bequem an einer Hauswand angebracht werden können. Sie verfügen über einen sog. Typ 2- und einen CEE32-Anschluss.

Ladepunkt Bad Fallingbostel

An diesen Anschlüssen können die meisten Elektoautos laden, auch wenn sie nicht über AC-Schnellladetechnik verfügen. E-Autos mit AC-Schnellladetechnik (z.B. Renault ZOE, Smart ED (optional), Tesla Model S (optional)) können die angebotene Ladeleistung voll­ständig (ZOE bis 43kW) oder fast vollständig (bis 22kW) nutzen.

Geht auch Gleichstrom-Schnellladung?

Für Gleichstrom-Schnellladung via CCS-Anschluss (z.B. für BMW i3, VW e-Golf, VW e-up!) und CHAdeMO-Anschluss (z.B. für Nissan Leaf, Nissan e-NV200, Mitsubishi i-MiEV, Kia Soul EV) werden Kombi-Ladestationen benötigt, die durch ihre aktuell noch sehr hohen Kosten (> 10.000,- €) den Rahmen crowdfinanzierter Projekte leider sprengen. Sollte das trotzdem interessant für einen Standortpartner sein, können wir gern beraten und ver­mitteln.

Sollten in Zukunft aber bezahlbare Gleichstromlader verfügbar sein, so sind diese leicht nachzurüsten, da der Stromanschluss dann schon liegt und der größte Aufwand bereits getan ist.

Weiterhin besteht auch die Möglichkeit, über einen transportablen Gleichstromlader den Typ2 Anschluss zu nutzen. Hier sind bereits industrielle Produkte in Arbeit.

Welche Voraussetzungen gegeben sein müssen

Anschlussleistung:

Unsere Ladestationen benötigen einen separaten Drehstromanschluss (AC) mit einer Belastbarkeit von mindestens 32A (22kW), noch besser und für dieses Projekt wünschens­wert sind 63A (43kW). Dieser Anschluss muss zusätzlich zur normalen Sicherung mit einem geeigneten Fehlerstromschutzschalter (RCD / FI) Typ B abgesichert sein.

Wenn die Anschlussleistung nicht bekannt ist, werden wir hier auf unkompliziertem Weg beratend tätig. In unseren Ladeboxen können wir die Leistungen genau einstellen und sie werden entsprechend auf den Anschluss abgestimmt. Auch ein Lastabwurf oder Umschaltmöglichkeiten können einfach realisiert werden.

Standort:

Die Ladestation muss täglich rund um die Uhr (24/7) barrierefrei zugänglich sein. Mindestens ein Stellplatz muss vorhanden und gekennzeichnet sein und für ladende E-Autos freigehalten werden.

Stromanbieter:

Zum Elektroauto passt 100% Ökostrom, selbst RWE bewirbt diesen an seinen Ladesäulen. Wir nutzen aber jeden Strom, den der Standortpartner bereitstellt. Bei Greenpeace Energy, Naturstrom oder EWS ist sichergestellt, dass der Ökostrom nicht durch Kauf von Zertifikaten „gewaschen“ wurde. Bei entsprechender Kennzeichnung der Ladestation zahlt Naturstrom z.B. eine jährliche Prämie.

Wie die Stromkosten erstattet werden

Um die Kosten für die Ladestation niedrig und die Technik so einfach und robust wie möglich zu halten, verzichten wir auf die Integration von Abrechnungssystemen. Die Kosten für den geladenen Strom werden dem Standortpartner von den Ladenden per Spende erstattet (z.B. bar an der Kasse, in den Briefkasten oder online per PayPal). Das funktioniert sehr zuverlässig.

Pro Ladevorgang entstehen im Durchschnitt max. Stromkosten von 5 bis 6 €. Die Erfahrung zeigt, dass meist weniger geladen wird (nicht immer kommt man ganz leergefahren an) und dass die meisten Ladenden beim Spenden deutlich aufrunden.

Dient die Ladestation als Werbemittel und Kundenbindungsinstrument, kann es für den Standortpartner sogar eine Überlegung Wert sein, den Ladestrom kostenlos abzugeben. Bei den geringen Beträgen lohnt sich keine Abrechnung und die Handhabung wird für beide Seiten vereinfacht. Der Imagegewinn ist dafür um so höher.

Beispiele für erfolgreich installierte Ladestationen

Auf der Internetseite www.goingelectric.de/forum/goingelectric-crowdfunding/ können Sie sich über bereits installierte, crowdfinanzierte Ladestationen im Rahmen dieses Projekts informieren.

Diese Projektinformationen zum Download:

PDF-Download: Crowdfinanzierte Ladestationen für Elektoautos

Drehstromnetz

25.05.2015

Es hat etwas gedauert, aber nun bin ich trotzdem eher als ursprünglich geplant Mitglied in Drehstromnetz geworden.

Das Drehstromnetz (DSN) ist ein privat organisiertes, nicht-kommerzielles Netzwerk, in dem Elektroautofahrer/innen ihre Ladestation bzw. ihren Ladeanschluss anderen Elektroautofahrer/innen zugänglich machen. Es besteht aus aktuell ca. 450 Ladepunkten. Das verbessert die nutzbare Ladeinfrastruktur enorm. Allerdings ist dieses Netzwerk nicht öffentlich – die Ladepunkte werden nur Mitgliedern des Drehstromnetzes zugänglich gemacht. (Natürlich kann man seinen eigenen Ladepunkt darüber hinaus auch in öffentliche Verzeichnisse eintragen, aber nicht jede/r möchte das.)

Um Mitglied zu werden und dieses Netzwerk nutzen zu können, muss man selbst einen Ladepunkt einrichten und für die anderen Mitglieder zugänglich machen. Falls das aus irgendwelchen Gründen nicht möglich oder nicht praktikabel ist, kann man auch eine Patenschaft über einen Ladepunkt übernehmen, der an einem geeigneten Ort installiert wird.

Der kleinste gemeinsame Nenner von Ladestationen im Drehstromnetz ist ein CEE-Anschluss (CEE-rot-32A oder CEE-rot-16A mit Drehstrom). Da meine eigene Ladestation bei mir zu Hause keinen solchen Anschluss hat (sondern nur Typ 2 und Schuko), ist diese als Eintrittskarte ins DSN leider nicht geeignet. Also habe ich nach einer Möglichkeit gesucht, eine Patenschaft für einen Ladepunkt zu übernehmen.

Ladepunkt Iseler Mühle

Die „Iseler Mühle” ist ein Heilungs- und Meditationszentrum in Bremervörde-Iselersheim, gelegen zwischen Bremen und Hamburg. Ich fahre seit Jahren regelmäßig mehrmals im Jahr dorthin, um mir Auszeiten zu nehmen, zu meditieren, zur Ruhe zu kommen und die spirituelle Dimension meines Lebens gemeinsam mit anderen Meditationsschülerinnen und -schülern zu intensivieren und weiterzuentwickeln.

Wie es der Zufall will, ist an einem Carport der „Iseler Mühle” eine CEE-Dose (16A) installiert – ursprünglich, um eine Kreissäge daran zu betreiben. Nach einem erfolgreichen Ladetest mit meiner mobilen Ladestation EVR3 haben wir diese CEE-Dose kurzerhand zum Ladepunkt deklariert, entsprechend gekennzeichnet und als Lademöglichkeit veröffentlicht. Zwei Schukodosen stehen ebenfalls zur Verfügung.

Ladepunkt Iseler Mühle

Geladen wird hier 100% Ökostrom von Naturstrom. Die Ladespenden können im extra dafür angebrachten Spenden-Briefkasten hinterlegt werden.

Meine ZOE ist an diesem Ladepunkt in ca. dreieinhalb Stunden von leer auf voll geladen. Da ich aber nie ganz leer in der „Mühle” ankomme und meistens auch mehrere Tage dort bleibe, reicht das völlig aus. Bisher hatte ich dort sogar immer an einer ganz normalen Schukodose über Nacht geladen.

Die „Mühle” verfügt über ein Apartmenthaus mit schönen Gästezimmern, so dass bei Bedarf vor Ort übernachtet werden kann. Ansonsten kann man die Ladeweile – nach Voranmeldung – auch mit einer angenehmen Wellnessmassage oder einem Saunabesuch verbringen. Das lädt auch die eigene Energie wieder auf. 🙂

Der Pate

Mit diesem Ladepunkt habe ich mich als Pate um Aufnahme ins Drehstromnetz beworben. Nach einigem organisatorischen Hin und Her und einer urlaubsbedingten Wartezeit ist meine Mitgliedschaft im DSN nun amtlich und ich kann ab sofort auf dieses Netzwerk von Ladestationen zurückgreifen. Das wird mir vor allem auf meiner für Juli 2015 geplanten Urlaubsfahrt nach Osttirol nützlich sein. Ich werde berichten.

Verbrenner-Testfahrt

29.04.2015

Bild: © lassedesignen – fotolia.com

Dieser Artikel ist eine Übersetzung des Blog-Posts „Test drive of a petrol car” von Tibor Blomhäll (Tesla Club Sweden). Aus dem Englischen übersetzt von Stephan Hilchenbach. Mit freundlicher Genehmigung des Autors.

Wir haben so viel Gutes über benzinbetriebene Autos gehört, dass wir uns entschieden, eine Testfahrt zu machen. Es heißt, sie wären billig bei großer Reichweite und schneller Auflademöglichkeit. Eine Gewinnerformel auf dem Papier – aber wie machen sie sich im wirklichen Leben?

Wir setzten uns in einen Vorführwagen im Laden des Autoverkäufers. Die Hersteller verkaufen diese Autos nicht selbst, sondern nur über unabhängige Autowerkstätten als Zwischenhändler. Es klingt nach schlechtem Omen, ein Auto in einer Werkstatt zu kaufen, die man so selten wie möglich aufsuchen möchte. Aber offenbar kann man das Auto nicht direkt vom Hersteller kaufen, sondern muss den Weg über solche Vermittler nehmen. Der Verkäufer war sehr penetrant und versuchte uns das Auto praktisch mit Gewalt aufzudrängen, aber das ist anderswo möglicherweise besser.

So saßen wir nun in dem Auto und drückten den START-Knopf. Der Verbrennungsmotor erwachte hustend und begann zu arbeiten. Man konnte das Motorgeräusch hören und das ganze Auto vibrierte, als ob etwas kaputt sei, aber der Verkäufer versicherte uns, dass alles so sei wie es sein sollte. Das Auto hat sogar einen elektrischen Motor und eine mikroskopisch kleine Batterie; diese werden aber nur genutzt, um den Verbrennungsmotor zu starten – der Elektromotor treibt die Räder nicht an. Der Verbrennungsmotor benötigt einen Tank voll Benzin, eine fossile Flüssigkeit, um das Auto durch die Explosion kleiner Tröpfchen davon anzutreiben. Offenbar sind es diese kleinen Explosionen, die man hört und spürt, wenn der Motor läuft.

Der Verbrennungsmotor besteht aus buchstäblich hunderten von beweglichen Teilen, die eine Passgenauigkeit von hundertstel Millimetern aufweisen müssen, um zu funktionieren. Wir begannen zu verstehen, warum es Werkstätten sind, die diese Autos verkaufen – sie hoffen vielleicht, dass etwas kaputt gehen wird, das sie dann flicken können?

Wir legten den Gang ein und fuhren mit einem Ruck los. Dieser Ruck rührte nicht von extremer Beschleunigung her, sondern Verbrennungsmotoren können offenbar nicht so sanft gefahren werden wie Elektromotoren. Beschleunigung gab es praktisch überhaupt keine, weil wir das Auto nicht schneller bewegen konnten als 40km/h! Dann heulte der Benzinmotor und das ganze Auto rüttelte wie wild. Wir hielten sofort an, davon überzeugt, dass etwas kaputt gegangen sein musste. Der Verkäufer erklärte uns dann, dass man bei Verbrennungsmotoren regelmäßig „Gänge schalten” müsse. Zwischen Motor und Rädern gibt es kein Getriebe mit fester Übersetzung, sondern mit variabler. Der Verbrennungsmotor kann seine Kraft nur in einem begrenzten Geschwindigkeitsbereich entwickeln und muss daher mit verschiedenen Verhältnissen übersetzt werden, um weiter zu beschleunigen. Es gibt 5 verschiedene „Gänge”, die wir auswählen können, mit immer größeren Geschwindigkeiten als Resultat. Wie wir schnell lernten, ist es sehr wichtig, immer einen passenden Gang auszuwählen, sonst geht der Motor entweder aus oder er wird ernsthaft beschädigt! Man braucht eine Menge Übung, um zu lernen, den richtigen Gang zur richtigen Zeit einzulegen – es gibt aber auch Modelle mit automatischer Gangschaltung, die das selbsttätig tun. Mit der Handschaltung mussten wir jedoch ständig auf den Motor achten, um ihn nicht zu beschädigen. Ziemlich stressig.

Wir fragten, ob das ständige Motorengeräusch – das uns praktisch daran hinderte, Radio zu hören – abgeschaltet werden könne. Nein, kann es nicht. Sehr störend.

Nachdem wir den Wagen durch kompliziertes Schalten der Gänge auf Tempo gebracht hatten, näherten wir uns einer Ampel. Vom Beschleunigungspedal zu gehen bewirkte keine nennenswerte Bremswirkung, wir mussten sehr stark auf das Bremspedal treten, um das Auto zu verlangsamen. Es überraschte uns, zu erfahren, dass die Bremsen rein mechanisch arbeiten! Das einzige, was sie erzeugen, ist Hitze – zu bremsen bewirkt keine Regeneration von Benzin zurück in den Tank! Klingt nach enormer Verschwendung, aber es sollte noch schlimmer kommen.

Als wir anhielten, lief der Motor weiter und das Auto vibrierte – obwohl es stand! Der Motor verbrannte weiterhin Treibstoff, ohne das Auto zu bewegen. Kann das wirklich wahr sein? Ja, erklärte der Verkäufer, das sei so bei Verbrennern: Der Motor läuft immer und verbrennt Treibstoff – sogar wenn der Wagen steht. Einige Modelle schalten allerdings den Motor bei roten Ampeln ab. Das ist auf jeden Fall sinnvoller.

Nach einer Weile kamen wir zu einer Tankstelle, an der wir das Auto aufladen konnten. Der Wagen behauptete, sein Tank wäre noch zur Hälfte voll, aber wir wollten das berühmte superschnelle Aufladen von Verbrennern ausprobieren.

Also fuhren wir zu der Tankstelle und öffneten die Tankklappe. Der Füllstutzen ähnelt dem eines Ladeanschlusses; allerdings kommen keine Elektronen heraus, sondern Benzin. Benzin ist eine hochgradig krebserregende, übelriechende und entzündliche Flüssigkeit, die von seit Millionen von Jahren ausgestorbenen Pflanzen und Tieren stammt. Es wird in einen Tank im Auto gepumpt, das dann mit ca. 50 Litern dieser gefährlichen Flüssigkeit darin herumfährt.

Wir steckten den Rüssel ins Auto, aber nichts passierte. Der Verkäufer erklärte uns, dass wir für das Betanken bezahlen müssten! Ungefähr so wie bei den extrem teuren Schnellladern, die einige Energieversorgungsunternehmen aufgestellt haben. Nachdem wir unsere Kreditkarte in das Lesegerät gesteckt hatten, konnten wir endlich tanken. Es war extrem schnell! In nur zwei Minuten füllten wir den Benzintank bis obenhin voll! Aber es gab zwei Zähler an der Pumpe: Einer zeigte die Anzahl Liter die wir tankten und der andere zeigte, wieviel es uns kostete. Und dieser andere Zähler drehte sich so schnell, dass wir kaum hinterhergucken konnten! Ja, wir füllten den Tank in zwei Minuten, aber es kostete uns unglaubliche 30,- €! Eine volle Ladung würde uns das doppelte kosten – kolossale 60,- €! Wir verfluchten unser Pech, dass wir ausgerechnet an einer der teuersten Tankstellen gelandet waren und fragten den Verkäufer, was für Alternativen es gäbe? Wieviel kostet es, zu Hause zu tanken und wie viele kostenlose Tankstellen gibt es?

Der Verkäufer guckte uns verwirrt an und erklärte, dass es nicht möglich sei, Verbrenner zu Hause zu betanken, und dass es keine kostenlosen Tankstellen gäbe. Wir versuchten unsere Fragen anders zu stellen für den Fall, dass er uns missverstanden hätte, aber er bestand darauf, dass das nicht geht. Offenbar muss man etliche Male im Monat eine Tankstelle anfahren und Benzinautos zu Wucherpreisen wiederaufladen – es gibt keine Alternativen! Wir fanden es sehr seltsam, dass kein Verbrenner-Hersteller eigene kostenlose Tankstellen aufgestellt hat.

Es gibt auch keine Tankstellen, an denen man langsamer zu geringeren Kosten tanken kann. Wir rechneten Preis gegen Verbrauch und kamen zu dem schockierenden Ergebnis, dass ein Benzinauto unvorstellbare 12,- €/100km kostet! Sicher können auch Elektroautos theoretisch auf solche Werte kommen, wenn sie an einem der teuersten Schnelllader des Landes geladen werden – aber für Benzinautos gibt es keine billigeren Alternativen! Während Elektroautos bequem über Nacht zu Hause für 2,- €/100km geladen werden können, müssen Verbrenner einige Male im Monat einen Umweg zu einer Tankstelle machen, um dort zu Wucherpreisen befüllt zu werden – ohne Ausnahme! Die monatlichen Kosten für einen Verbrenner können – nur allein für den Treibstoff – schnell 100,- € überschreiten! Wir begannen zu begreifen, warum sie so billig zu kaufen sind – sie zu betreiben ist hingegen extrem teuer.

Wir begannen auch zu verstehen, warum es überall so viele Tankstellen geben muss, wenn alle Verbrenner immer eine aufsuchen müssen, um zu tanken. Man stelle sich vor, man könnte sein Elektroauto nur an den teuersten Schnellladern der Energieversorger aufladen – und nirgends sonst!

Mit all diesem im Hinterkopf gerieten wir in einen Stau und waren entsetzt, dass der Verbrennungsmotor immer weiter diese teuren Benzintröpfchen verbrannte, sogar wenn der Wagen stand oder sich nur sehr wenig bewegte. Mit Verbrennern gerät man leicht in Kostenangst – das Gefühl, dass das Auto buchstäblich Geld verbrennt! Keine billige Heimladung und beim Bremsen keine Regeneration von Treibstoff zurück in den Tank – das klingt nach ökonomischem Irrsinn, noch dazu, wo all das Benzin aus dem Ausland importiert werden muss.

Wir brachten das Auto zum Händler zurück, zogen die Handbremse an und stiegen aus. Der Benzinmotor lief weiter! Anscheinend muss man die Verbrennung der kostbaren Flüssigkeit manuell abschalten. Wir wollten noch einen Blick auf den Verbrennungsmotor werfen, also öffnete der Verkäufer die Haube. Der gesamte Vorderteil des Wagens war komplett vollgestopft mit Schläuchen, Teilen, Flüssigkeitsbehältern und zwischen all diesem ein riesiger zitternder gusseiserner Block, der anscheinend das Motorengehäuse darstellte. Es gab im Vorderteil des Autos keinen Platz für Gepäck!

Trotz seiner enormen Größe, dem Lärm und den Vibrationen erzeugte der Motor kaum 100 PS. Die Maschine war auch extrem heiß, wir verbrannten uns, als wie sie berührten. Obwohl dies ein warmer Sommertag war, so dass der Motor eigentlich keine Wärme zum Heizen des Fahrgastraums liefern musste.

Wir fragten uns auch, was wohl passiert, wenn wir mit einem Verbrenner einen Unfall haben? Der Gusseisenblock, der den meisten Platz des Motorraums einnimmt, sitzt mitten in der Kollisionszone! Wohin bewegt der sich bei einem Zusammenstoß – auf unseren Schoß? Der Verkäufer versicherte uns, dass in einem solchen Fall der Motor irgendwie unter das Auto geschoben wird, aber wir konnten uns des Eindrucks nicht erwehren, dass der Motorblock vorn sehr im Weg ist – die Sicherheitsstreben sind um ihn herum gebaut, was sicher ihre Funktion beeinträchtigt. Es ist so viel einfacher, sichere Autos zu bauen, wenn man diesen 100kg-Klumpen im Vorderteil des Wagens vermeidet.

Darüber hinaus haben wir im Internet hunderte Bilder und Videos brennender Benzinautos gesehen. Offenbar wird der Benzintank bei einem Unfall häufig beschädigt, leckt, und die brennbare Flüssigkeit läuft aus und entzündet sich!

Vom Motor aus verläuft unter dem Auto ein Abgassystem – eine Art Schornstein für die Motorabgase. Wenn man das krebserregende Benzin verbrennt, entstehen eine Menge giftiger Gase. Das Auto filtert die gefährlichsten davon heraus, aber was übrig bleibt, wird in die freie Luft hinter dem Auto geblasen. Das einzuatmen ist immer noch sehr ungesund – und es riecht sehr schlecht! Und Verbrenner dürfen diese schädlichen Gase inmitten unserer Städte ausstoßen? Nicht zu verwechseln übrigens mit den Abgasrohren von Brennstoffzellenautos – während wasserstoffbetriebene Fahrzeuge nur Wasserdampf emittieren, speien Verbrennungsmotoren giftige Gase aus, und fossiles Kohlendioxid, das zur globalen Erwärmung beiträgt!

Wir dankten dem Verkäufer, schüttelten unsere Köpfe und gaben ihm den Zündschlüssel (ja, so heißt der) zurück. Er begriff, dass hier kein Geschäft für ihn zu machen war, und so unternahm er außer einem letzten lahmen Versuch nichts mehr, um uns das Auto schmackhaft zu machen.

Auf dem Nachhauseweg schauten wir aus unserem Elektroauto mit komplett anderen Augen auf unsere bedauernswerten Mit-Pendler, die sich noch mit ihren Verbrennern abfinden müssen. Aber auch sie werden bald wechseln!


Anmerkung: Der Artikel bezieht sich an mehreren Stellen auf spezifisch schwedische Verhältnisse (Tanken und Laden) und den Tesla Model S.