ZOE-Probefahrt

02.04.2014

Immernoch November 2013. Nachdem das Elektroauto Renault ZOE auf meinem Radar aufgetaucht ist und innerhalb meiner Rahmenbedingungen ziemlich allein ganz oben auf meiner Liste steht, möchte ich dieses Auto natürlich baldmöglichst probefahren. Ich gehe auf die Renault-Website, da gibt es für diesen Zweck ein Formular, das fülle ich aus und schicke es ab.  Dann warte ich.  Nach zwei Tagen ohne irgendeine Rückmeldung rufe ich selbst beim nächstgelegenen Renault-Händler in Hannover an und habe noch am selben Nachmittag ein Rendezvous mit einer ZOE.

Es ist eine dunkle INTENS, farblich nicht mein Geschmack, aber das ist in diesem Fall ja nicht ausschlaggebend.

Was mir als erstes auffällt, ist der relativ große Kofferraum. Aber: Warum ist die Ladebordkante so hoch? Mein Citroën Berlingo hat die niedrigste Bordkante aller bislang von mir gefahrenen Wagen, und es gibt keinen Absatz, der Einstieg hinten ist flach. Trotzdem schafft unsere ältere Labradorhündin das nur noch mit Rampe. Die würde an der ZOE aber so steil stehen, dass ich zweifle, ob sie das bewältigt. Und jedes Mal 30kg rein- und rausheben ist nicht gut für meine Bandscheiben… Das gilt in abgeschwächter Form auch für Getränkekästen, die man erst über die hohe Kante wuchten muss, um sie drin gefühlt einen halben Meter tiefer wieder abzusetzen, in sehr rückenunfreundlicher und kräftehebelmäßig sehr ineffizienter gebückter Haltung. Hmmm. Was spricht eigentlich dagegen, eine Rückklappe einfach länger zu gestalten und dafür die Bordkante so niedrig wie möglich zu halten?

Die Lenkung empfinde ich als relativ stramm. Bei höheren Geschwindigkeiten fühle ich mich deshalb subjektiv durchaus sicherer, aber die zum Lenken nötige Kraft ist deutlich größer als bei meinem Berlingo und auch als beim C-Zero. Das nimmt dem Fahrgefühl das Legere und Leichte, das Lenken wird irgendwie so wichtig und ernst.

Aber das alles sind im Grunde Nebensächlichkeiten.

Das Fahrgeräusch ist Welten von den Geräuschen eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor entfernt. Und das Fahrgefühl… Ich habe es mittlerweile schon oft versucht zu beschreiben, aber das Fahrgefühl in einem Elektroauto muss man selbst erleben, das entzieht sich einer adäquaten Schilderung. „Geschmeidig”, „sanft”, „kraftvoll” – von diesem vibrationslosen Dahingleiten und der sportlichen Agilität beim unterbrechungsfreien Beschleunigen kann man kaum genug bekommen.

Ich bringe die ZOE zurück und sinne eine Weile vor mich hin.

Irgendwie hab ich ein Deja Vu: Als ich 2000 ein Erdgas-Pionier war, waren die Tankmöglichkeiten auch rar, es gab ein ziemliches Bezahlkartenchaos und jede weitere Tour musste sorgfältig geplant werden. Wobei ich immerhin mit einem vollen Gastank 400km abreißen konnte. Oft stand ich auch vor nicht funktionierenden oder außerhalb von Öffnungszeiten nicht zugänglichen Zapfstellen. Dann konnte ich aber immerhin noch mit Benzin weiterfahren. Ja, so ein Multipla BiPower war schon ziemlich genial für ein Fossil.

Und jetzt frage ich mich: Will ich mir sowas wieder antun? Ich habe mich gerade an die komfortabel dichte LPG-Infrastruktur gewöhnt, da muss man nix mehr planen, sondern kann einfach drauflos fahren.

Von den Kosten will ich mal gar nicht reden. Ökonomisch machen die aktuellen E-Autos überhaupt keinerlei Sinn. Wer sparen will, kauft sich ein Fossil und kann von der Preisdifferenz locker die Tankstopps der nächsten Jahre bestreiten. Und weiter Ressourcen verschleudern und die Luft verpesten…

Aaaber, wenn nicht jetzt, wann dann? Mein Fossil verliert schneller an Wert als ein Preisverfall bei E-Autos zu erwarten ist. Die Schere wird also eher auseinandergehen, wenn ich das in meine Finanzierungspläne einbeziehen will.

Und wie komme ich im Urlaub von Hannover in mein geliebtes Osttirol? Ich will von 3 Wochen ja nicht je eine hin und zurück auf der Autobahn verbringen… Na gut, da findet sich sicher ein Nachbar oder Freund zum Autotausch.

Hach, das ist alles nicht einfach…