Verbrenner-Testfahrt

29.04.2015

Verbrenner

Bild: © lassedesignen – fotolia.com

Dieser Artikel ist eine Übersetzung des Blog-Posts „Test drive of a petrol car” von Tibor Blomhäll (Tesla Club Sweden). Aus dem Englischen übersetzt von Stephan Hilchenbach. Mit freundlicher Genehmigung des Autors.

Wir haben so viel Gutes über benzinbetriebene Autos gehört, dass wir uns entschieden, eine Testfahrt zu machen. Es heißt, sie wären billig bei großer Reichweite und schneller Auflademöglichkeit. Eine Gewinnerformel auf dem Papier – aber wie machen sie sich im wirklichen Leben?

Wir setzten uns in einen Vorführwagen im Laden des Autoverkäufers. Die Hersteller verkaufen diese Autos nicht selbst, sondern nur über unabhängige Autowerkstätten als Zwischenhändler. Es klingt nach schlechtem Omen, ein Auto in einer Werkstatt zu kaufen, die man so selten wie möglich aufsuchen möchte. Aber offenbar kann man das Auto nicht direkt vom Hersteller kaufen, sondern muss den Weg über solche Vermittler nehmen. Der Verkäufer war sehr penetrant und versuchte uns das Auto praktisch mit Gewalt aufzudrängen, aber das ist anderswo möglicherweise besser.

So saßen wir nun in dem Auto und drückten den START-Knopf. Der Verbrennungsmotor erwachte hustend und begann zu arbeiten. Man konnte das Motorgeräusch hören und das ganze Auto vibrierte, als ob etwas kaputt sei, aber der Verkäufer versicherte uns, dass alles so sei wie es sein sollte. Das Auto hat sogar einen elektrischen Motor und eine mikroskopisch kleine Batterie; diese werden aber nur genutzt, um den Verbrennungsmotor zu starten – der Elektromotor treibt die Räder nicht an. Der Verbrennungsmotor benötigt einen Tank voll Benzin, eine fossile Flüssigkeit, um das Auto durch die Explosion kleiner Tröpfchen davon anzutreiben. Offenbar sind es diese kleinen Explosionen, die man hört und spürt, wenn der Motor läuft.

Der Verbrennungsmotor besteht aus buchstäblich hunderten von beweglichen Teilen, die eine Passgenauigkeit von hundertstel Millimetern aufweisen müssen, um zu funktionieren. Wir begannen zu verstehen, warum es Werkstätten sind, die diese Autos verkaufen – sie hoffen vielleicht, dass etwas kaputt gehen wird, das sie dann flicken können?

Wir legten den Gang ein und fuhren mit einem Ruck los. Dieser Ruck rührte nicht von extremer Beschleunigung her, sondern Verbrennungsmotoren können offenbar nicht so sanft gefahren werden wie Elektromotoren. Beschleunigung gab es praktisch überhaupt keine, weil wir das Auto nicht schneller bewegen konnten als 40km/h! Dann heulte der Benzinmotor und das ganze Auto rüttelte wie wild. Wir hielten sofort an, davon überzeugt, dass etwas kaputt gegangen sein musste. Der Verkäufer erklärte uns dann, dass man bei Verbrennungsmotoren regelmäßig „Gänge schalten” müsse. Zwischen Motor und Rädern gibt es kein Getriebe mit fester Übersetzung, sondern mit variabler. Der Verbrennungsmotor kann seine Kraft nur in einem begrenzten Geschwindigkeitsbereich entwickeln und muss daher mit verschiedenen Verhältnissen übersetzt werden, um weiter zu beschleunigen. Es gibt 5 verschiedene „Gänge”, die wir auswählen können, mit immer größeren Geschwindigkeiten als Resultat. Wie wir schnell lernten, ist es sehr wichtig, immer einen passenden Gang auszuwählen, sonst geht der Motor entweder aus oder er wird ernsthaft beschädigt! Man braucht eine Menge Übung, um zu lernen, den richtigen Gang zur richtigen Zeit einzulegen – es gibt aber auch Modelle mit automatischer Gangschaltung, die das selbsttätig tun. Mit der Handschaltung mussten wir jedoch ständig auf den Motor achten, um ihn nicht zu beschädigen. Ziemlich stressig.

Wir fragten, ob das ständige Motorengeräusch – das uns praktisch daran hinderte, Radio zu hören – abgeschaltet werden könne. Nein, kann es nicht. Sehr störend.

Nachdem wir den Wagen durch kompliziertes Schalten der Gänge auf Tempo gebracht hatten, näherten wir uns einer Ampel. Vom Beschleunigungspedal zu gehen bewirkte keine nennenswerte Bremswirkung, wir mussten sehr stark auf das Bremspedal treten, um das Auto zu verlangsamen. Es überraschte uns, zu erfahren, dass die Bremsen rein mechanisch arbeiten! Das einzige, was sie erzeugen, ist Hitze – zu bremsen bewirkt keine Regeneration von Benzin zurück in den Tank! Klingt nach enormer Verschwendung, aber es sollte noch schlimmer kommen.

Als wir anhielten, lief der Motor weiter und das Auto vibrierte – obwohl es stand! Der Motor verbrannte weiterhin Treibstoff, ohne das Auto zu bewegen. Kann das wirklich wahr sein? Ja, erklärte der Verkäufer, das sei so bei Verbrennern: Der Motor läuft immer und verbrennt Treibstoff – sogar wenn der Wagen steht. Einige Modelle schalten allerdings den Motor bei roten Ampeln ab. Das ist auf jeden Fall sinnvoller.

Nach einer Weile kamen wir zu einer Tankstelle, an der wir das Auto aufladen konnten. Der Wagen behauptete, sein Tank wäre noch zur Hälfte voll, aber wir wollten das berühmte superschnelle Aufladen von Verbrennern ausprobieren.

Also fuhren wir zu der Tankstelle und öffneten die Tankklappe. Der Füllstutzen ähnelt dem eines Ladeanschlusses; allerdings kommen keine Elektronen heraus, sondern Benzin. Benzin ist eine hochgradig krebserregende, übelriechende und entzündliche Flüssigkeit, die von seit Millionen von Jahren ausgestorbenen Pflanzen und Tieren stammt. Es wird in einen Tank im Auto gepumpt, das dann mit ca. 50 Litern dieser gefährlichen Flüssigkeit darin herumfährt.

Wir steckten den Rüssel ins Auto, aber nichts passierte. Der Verkäufer erklärte uns, dass wir für das Betanken bezahlen müssten! Ungefähr so wie bei den extrem teuren Schnellladern, die einige Energieversorgungsunternehmen aufgestellt haben. Nachdem wir unsere Kreditkarte in das Lesegerät gesteckt hatten, konnten wir endlich tanken. Es war extrem schnell! In nur zwei Minuten füllten wir den Benzintank bis obenhin voll! Aber es gab zwei Zähler an der Pumpe: Einer zeigte die Anzahl Liter die wir tankten und der andere zeigte, wieviel es uns kostete. Und dieser andere Zähler drehte sich so schnell, dass wir kaum hinterhergucken konnten! Ja, wir füllten den Tank in zwei Minuten, aber es kostete uns unglaubliche 30,- €! Eine volle Ladung würde uns das doppelte kosten – kolossale 60,- €! Wir verfluchten unser Pech, dass wir ausgerechnet an einer der teuersten Tankstellen gelandet waren und fragten den Verkäufer, was für Alternativen es gäbe? Wieviel kostet es, zu Hause zu tanken und wie viele kostenlose Tankstellen gibt es?

Der Verkäufer guckte uns verwirrt an und erklärte, dass es nicht möglich sei, Verbrenner zu Hause zu betanken, und dass es keine kostenlosen Tankstellen gäbe. Wir versuchten unsere Fragen anders zu stellen für den Fall, dass er uns missverstanden hätte, aber er bestand darauf, dass das nicht geht. Offenbar muss man etliche Male im Monat eine Tankstelle anfahren und Benzinautos zu Wucherpreisen wiederaufladen – es gibt keine Alternativen! Wir fanden es sehr seltsam, dass kein Verbrenner-Hersteller eigene kostenlose Tankstellen aufgestellt hat.

Es gibt auch keine Tankstellen, an denen man langsamer zu geringeren Kosten tanken kann. Wir rechneten Preis gegen Verbrauch und kamen zu dem schockierenden Ergebnis, dass ein Benzinauto unvorstellbare 12,- €/100km kostet! Sicher können auch Elektroautos theoretisch auf solche Werte kommen, wenn sie an einem der teuersten Schnelllader des Landes geladen werden – aber für Benzinautos gibt es keine billigeren Alternativen! Während Elektroautos bequem über Nacht zu Hause für 2,- €/100km geladen werden können, müssen Verbrenner einige Male im Monat einen Umweg zu einer Tankstelle machen, um dort zu Wucherpreisen befüllt zu werden – ohne Ausnahme! Die monatlichen Kosten für einen Verbrenner können – nur allein für den Treibstoff – schnell 100,- € überschreiten! Wir begannen zu begreifen, warum sie so billig zu kaufen sind – sie zu betreiben ist hingegen extrem teuer.

Wir begannen auch zu verstehen, warum es überall so viele Tankstellen geben muss, wenn alle Verbrenner immer eine aufsuchen müssen, um zu tanken. Man stelle sich vor, man könnte sein Elektroauto nur an den teuersten Schnellladern der Energieversorger aufladen – und nirgends sonst!

Mit all diesem im Hinterkopf gerieten wir in einen Stau und waren entsetzt, dass der Verbrennungsmotor immer weiter diese teuren Benzintröpfchen verbrannte, sogar wenn der Wagen stand oder sich nur sehr wenig bewegte. Mit Verbrennern gerät man leicht in Kostenangst – das Gefühl, dass das Auto buchstäblich Geld verbrennt! Keine billige Heimladung und beim Bremsen keine Regeneration von Treibstoff zurück in den Tank – das klingt nach ökonomischem Irrsinn, noch dazu, wo all das Benzin aus dem Ausland importiert werden muss.

Wir brachten das Auto zum Händler zurück, zogen die Handbremse an und stiegen aus. Der Benzinmotor lief weiter! Anscheinend muss man die Verbrennung der kostbaren Flüssigkeit manuell abschalten. Wir wollten noch einen Blick auf den Verbrennungsmotor werfen, also öffnete der Verkäufer die Haube. Der gesamte Vorderteil des Wagens war komplett vollgestopft mit Schläuchen, Teilen, Flüssigkeitsbehältern und zwischen all diesem ein riesiger zitternder gusseiserner Block, der anscheinend das Motorengehäuse darstellte. Es gab im Vorderteil des Autos keinen Platz für Gepäck!

Trotz seiner enormen Größe, dem Lärm und den Vibrationen erzeugte der Motor kaum 100 PS. Die Maschine war auch extrem heiß, wir verbrannten uns, als wie sie berührten. Obwohl dies ein warmer Sommertag war, so dass der Motor eigentlich keine Wärme zum Heizen des Fahrgastraums liefern musste.

Wir fragten uns auch, was wohl passiert, wenn wir mit einem Verbrenner einen Unfall haben? Der Gusseisenblock, der den meisten Platz des Motorraums einnimmt, sitzt mitten in der Kollisionszone! Wohin bewegt der sich bei einem Zusammenstoß – auf unseren Schoß? Der Verkäufer versicherte uns, dass in einem solchen Fall der Motor irgendwie unter das Auto geschoben wird, aber wir konnten uns des Eindrucks nicht erwehren, dass der Motorblock vorn sehr im Weg ist – die Sicherheitsstreben sind um ihn herum gebaut, was sicher ihre Funktion beeinträchtigt. Es ist so viel einfacher, sichere Autos zu bauen, wenn man diesen 100kg-Klumpen im Vorderteil des Wagens vermeidet.

Darüber hinaus haben wir im Internet hunderte Bilder und Videos brennender Benzinautos gesehen. Offenbar wird der Benzintank bei einem Unfall häufig beschädigt, leckt, und die brennbare Flüssigkeit läuft aus und entzündet sich!

Vom Motor aus verläuft unter dem Auto ein Abgassystem – eine Art Schornstein für die Motorabgase. Wenn man das krebserregende Benzin verbrennt, entstehen eine Menge giftiger Gase. Das Auto filtert die gefährlichsten davon heraus, aber was übrig bleibt, wird in die freie Luft hinter dem Auto geblasen. Das einzuatmen ist immer noch sehr ungesund – und es riecht sehr schlecht! Und Verbrenner dürfen diese schädlichen Gase inmitten unserer Städte ausstoßen? Nicht zu verwechseln übrigens mit den Abgasrohren von Brennstoffzellenautos – während wasserstoffbetriebene Fahrzeuge nur Wasserdampf emittieren, speien Verbrennungsmotoren giftige Gase aus, und fossiles Kohlendioxid, das zur globalen Erwärmung beiträgt!

Wir dankten dem Verkäufer, schüttelten unsere Köpfe und gaben ihm den Zündschlüssel (ja, so heißt der) zurück. Er begriff, dass hier kein Geschäft für ihn zu machen war, und so unternahm er außer einem letzten lahmen Versuch nichts mehr, um uns das Auto schmackhaft zu machen.

Auf dem Nachhauseweg schauten wir aus unserem Elektroauto mit komplett anderen Augen auf unsere bedauernswerten Mit-Pendler, die sich noch mit ihren Verbrennern abfinden müssen. Aber auch sie werden bald wechseln!


Anmerkung: Der Artikel bezieht sich an mehreren Stellen auf spezifisch schwedische Verhältnisse (Tanken und Laden) und den Tesla Model S.