Wernigerode revisited

04.11.2015

Vor über einem Jahr schrieb ich etwas zur damaligen Ladesituation in Wernigerode. Die war nicht so prickelnd.

Inzwischen hat sich etwas getan. Neue öffentliche Lademöglichkeiten sind zwar nicht hinzugekommen, aber ein ZOE-Fahrer aus Wernigerode berichtet mir, dass seine ZOE an den alten Siemens-Säulen der Stadtwerke ohne Probleme lädt. Mein Kontakt bei den Stadtwerken sagt, sie haben nichts an den Säulen verändert. Sollte etwa Renault die Fahrzeugsoftware aktualisiert haben? Da werd ich dieses Phänomen mal selbst in Augenschein nehmen und die Säulen mit meiner ZOE ausprobieren.

Laden in Wernigerode 2015, Klappe die erste

Anfang Oktober passt es und ich fahre auf dem Weg nach Elbingerode die Ladestation Am Eichberg in Hasserode an.

Die Stadtwerke haben sich inzwischen Gedanken gemacht, wie sie Durchreisenden, die keine Ladekarte der Stw. WR haben, das Laden ermöglichen können, ohne dass immer ein Techniker rausfahren muss. Und sie haben eine, wie ich finde, sehr praktikable Lösung gefunden:

Karte im Safe

Ladekarten-Safe

Neben der Ladesäule ist ein kleiner Schlüsselsafe angebracht, in dem eine Ladekarte hinterlegt ist. (Nein, die Kombination verrate ich hier nicht, dazu bitte die Stadtwerke WR anrufen.)

Kombination einstellen, Safe öffnen, Ladekarte entnehmen, Säule freischalten, nach Ladeende die Karte wieder in den Safe legen, schließen, fertig.

Ich habe außerdem einen Tipp bekommen, dass sich die beiden Stadtwerke-Säulen in WR mit dem PlugSurfing-Schlüsselanhänger freischalten lassen.

Das probiere ich als erstes aus, und tatsächlich, die Säule akzeptiert meinen PlugSurfing-Schlüsselanhänger und gibt erstmal die Klappe frei.

Leider ist das Display in der Sonne so gut wie nicht ablesbar. Ich versuche es mit meinen Händen abzuschatten und entziffere mit großer Mühe die Meldungen. Dafür gibt’s schonmal Punktabzug.

Prüfung läuft

Ich folge den Anweisungen, verbinde ZOE und Säule mit meinem Ladekabel, dann… ZOE-Display zeigt „Prüfung läuft…”. Säulen-Display zeigt etwas wie „Warte auf Fahrzeug…”

Nachdem ich mir das ein paar Minuten abwechselnd angeschaut habe, unterbreche ich den (nicht stattfindenden) Ladevorgang am Auto und ziehe das Kabel vorn ab. Nun gibt aber die Säule das andere Ende nicht frei! Die Klappe lässt sich nicht öffnen und im Display steht weiterhin die Wartemeldung. Super blöd. Ich versuche, mit meinem PS-Anhänger an der Säule irgendeine Reaktion zu bewirken, aber leider erfolglos. So muss ich am Feiertag leider einen Wartungstechniker rufen.

Befreiungsaktion

Immerhin kommt der erfreulich schnell. Wir probieren dann wild herum. Teilerfolg hat folgende Vorgehensweise: Ich stecke das andere Kabelende nochmal in die ZOE, warte einen Moment und kann dann mit dem Schlüsselanhänger an der Säule den Ladevorgang einen Schritt weiter anstoßen. Ein Schütz klackt in der Säule, dann bricht der Ladevorgang sofort wieder ab. Anschließend kann ich immerhin mein Kabel aus der Säule befreien.

Das reproduzieren wir dann genau so noch einmal. (Damit der Ladevorgang überhaupt startet, muss man erst das Kabel in die Säule und dann ins Auto stecken, nicht andersherum.)

Es ist genau das Verhalten, das Forenmitglied „dibu” im letzten Jahr ertestet und beschrieben hat: Die Ladung startet und bricht sofort ab. Die Erklärung der Stw war, dass der Anfangsladestrom, den die ZOE anfordert, über den Sicherheitseinstellungen der Säule liegt. Letztlich ein Softwareproblem, das man entweder auf Säulenseite (Siemens) oder fahrzeugseitig (Renault) lösen muss. Hat sich hier anscheinend doch noch immer nichts getan?

Aber warum klappt es dann bei „E-starter”, dem ZOE-Fahrer aus Wernigerode? Was ist bei seiner ZOE anders als bei meiner?

Ich breche an dieser Stelle erst einmal ab. Bin froh, dass ich wenigstens mein Ladekabel befreien konnte. Zum Glück ist mein Akku noch voll genug, um mein Tagesziel zu erreichen.

Wieder zu Hause, nehme ich Kontakt zu „E-starter” auf. Er fährt bei nächster Gelegenheit zum Eichberg und… lädt dort ohne Probleme. Gibtsdochgarnich.

„E-starter” beschreibt mir genau, wie er vorgegangen ist, und anscheinend ist die Reihenfolge der einzelnen Schritte entscheidend. Erst das Kabel in die Säule, dann ins Auto.

Laden in Wernigerode 2015, Klappe die zweite

Neuer Versuch Anfang November. Gleiche Säule. Es ist ein herrlich sonniger Herbsttag, und ich will, während die ZOE (hoffentlich) gleich lädt, mit meiner Hündin den schönen Weg zur Himmelpforte hoch gehen.

Ich bin hochkonzentriert. Zuerst halte ich meinen PlugSurfing-Anhänger an das Display der Säule. Ablesen kann ich wegen der Sonne wieder kaum was, aber er wird akzeptiert. Die Klappe wird freigegeben und ich öffne sie.

Dann meine ich im Display lesen zu können „Ladekabel mit Säule verbinden.” Aha. Das hatte ich ja beim letzten Mal falsch gemacht, da hatte ich es erst ins Auto… Moment mal! Jetzt steht da plötzlich „Ladekabel mit Fahrzeug verbinden.” Ich hab noch gar nichts gemacht. Was denn nun? Die Anzeige wechselt wieder zu „Ladekabel mit Säule verbinden.” Dann wieder zu „Ladekabel mit Fahrzeug verbinden.” Ist es also doch egal? Aber anscheinend ja nicht?

Ich ignoriere das Display und folge lieber den Anweisungen von „E-starter”: Ladekabel erst in die Säule, dann ins Auto. So.

Nun zeigt die Säule „Warte auf Fahrzeug…” und ZOE zeigt „Prüfung läuft…”

Ich warte ein paar Minuten, aber das dauert schon wieder definitiv zu lange. Der Ladevorgang startet nicht.

OK. Ich breche die Ladung in der ZOE ab und ziehe den Stecker aus dem Auto. Nach ein paar Sekunden Denkpause stecke ich ihn wieder ein. Jetzt tut sich was, es wird kurz geprüft und dann höre ich in der Säule das Schütz klacken. Klack! – und aus. Nix Ladung. Aber keine Panik, „E-starter” meinte, kurz danach würde bei ihm die Ladung beginnen. Im Säulendisplay steht jetzt „Ladung pausiert…” Das würde passen. Ich warte eine Weile, aber die Ladung startet nicht. Hm.

In diesem Moment spricht mich ein älterer, sehr netter Herr an, der sich für Elektroautos interessiert. Er würde gern eins für seine Frau kaufen. Wir reden an die 15 Minuten. Als er sich verabschiedet hat und ich in die ZOE blicke, ist sie eingeschlafen. Das Display ist aus. Im Säulendisplay steht immer noch „Ladung pausiert…”

Ich wecke die ZOE durch Betätigen des Startknopfs auf. Was tut sich jetzt? Nix. „Ladung pausiert…”

Nun rufe ich „E-starter” an. Irgendwas habe ich wohl durcheinander gebracht. Kaum meldet er sich, höre ich auf einmal ein vertrautes Zirpen. Sollte etwa…? Tatsächlich: Jetzt lädt die ZOE! Endlich!

Sicherheitshalber warte ich noch zwei Minuten, aber der Ladevorgang scheint stabil.

Wir machen uns auf zu einem wunderschönen Herbstspaziergang.

Herbstspaziergang

Als wir wieder an der Säule ankommen, ist ZOE bei 99%. Prima, das sollte dann bis nach Hause reichen. Ich beende die Ladung am Auto, und die Ladesäule gibt anschließend anstandslos das Ladekabel frei.

Fazit

Es funktioniert. Aber. So umständlich habe ich noch nirgends sonst geladen. 15 Minuten Wartezeit, bevor die Ladung überhaupt beginnt, sind eigentlich inakzeptabel. Es scheit jedoch sehr individuell zu sein. „E-starter” hat dieses Problem offenbar nicht, und andere E-Autos als ZOE haben es anscheinend auch nicht. Nur ich vielleicht?

Darlingerode

Um mich ein wenig aufzumuntern, fahre ich auf dem Heimweg über Darlingerode (5km von WR entfernt Richtung Ilsenburg). Hier gibt es ganz neu einen von Carsten Einsiedel betriebenen privaten 22kW-Ladepunkt, der auch Ladegästen zur Verfügung steht.

Ich muss dort heute zwar nicht laden, aber bin neugierig, wer da aus privatem Engagement eine weitere Oase in der Ladewüste geschaffen hat.

Leider ist niemand zu Hause, aber der Ladepunkt ist das reinste Vorbild!

Ladepunkt Darlingerode

In einem Carport hängt eine wallb-e home mit 1 x 22kW Typ 2 und 1 x Schukoanschluss. Eine verständlich und gut geschriebene Anleitung lässt eigentlich keine Fragen zum Ladeablauf offen. Mit Parkscheibe und farbigen Magneten wird die Verfügbarkeit bzw. der Eigenbedarf signalisiert. Bezahlt wird per Spende, und das sollte auch selbstverständlich sein.

Im hinteren Bereich des Carports lädt an einer eigenen Schukodose ein Twizy.

Ich hinterlasse eine Nachricht und freue mich sehr, hier künftig eine verlässliche Lademöglichkeit am nördlichen Harzrand nutzen zu können. Vielen Dank!

Warum geht das privat immer so einfach?

Kennzeichen E

01.11.2015

Seit kurzem gibt es ja in Deutschland, dem Land der unbegrenzten Schnapside… Bürokra… Innovationen und Möchtegern-Leitmarkt der Elektromobilität, die Möglichkeit, Elektroautos mit einem nachgestellten „E” auf dem Nummernschild zu kennzeichnen. Grundlage ist das „Gesetz zur Bevorrechtigung der Verwendung elektrisch betriebener Fahrzeuge” aka Elektromobilitätsgesetz (EmoG).

Dieses Gesetz soll die Elektromobilität hierzulande fördern. Förderungswürdig sind vollelektrische Elektroautos (BEV) und Plug-in-Hybride (PHEV). PHEV dürfen dafür allerdings entweder höchstens 50g CO2/km ausstoßen oder müssen mindestens 30km rein elektrisch bewältigen können (ab 1.1.2018 40km).

Mit welchen Maßnahmen gedenkt man nun, die Elektromobilität zu fördern („Was bringt’s?”)?

Upperclass Heroes

Mit einem „E” gekennzeichnete Elektroautos können u.U. „Bevorrechtigungen” in Anspruch nehmen. Kann man auch Privilegien nennen. Hört sich gut an, oder? Wer möchte nicht gern zu den Privilegierten gehören?

Aber erstmal schauen, was denn so für Privilegien geboten werden, und ob diese denn auch wirklich geeignet sind, dem avisierten Zweck (Förderung der Elektromobilität) dienlich zu sein. Denn dazu müssen sie ja doch den einen oder die andere dazu bewegen, ihren Fossilienverbrenner stehen zu lassen und sich ein EV zuzulegen. Es sollten also schon attraktive „Bevorrechtigungen” sein, um die Hürden zu nehmen, die sich aktuellen Elektromobilisten noch in den Weg stellen, ich sag nur Ladezeiten und Reichweite. Das muss man irgendwie kompensieren.

Denn machen wir uns nix vor: Den meisten Autofahrern ist intakte Umwelt oder die Gesundheit ihrer Mitmenschen schnurzpiepegal. Dieselgate? VW? War da was? Und Sprit ist gerade wieder so schön billig. Also ist die Grundidee von Privilegien, die umweltfreundliche Mobilität belohnen, an sich schonmal nicht verkehrt. Um die abzuholen, denen Privilegien wichtiger sind. Die Masse also. 😉

Zucker bei die Fische

Also, was bekommen wir denn für das „E”?

Den Städten und Gemeinden wird damit das Recht eingeräumt, kostenlose Parkplätze für E-Autos zu reservieren und ihnen die Nutzung von Busspuren zu erlauben.
[…]
Eine staatliche Förderung für den Kauf solcher Fahrzeuge ist hingegen nicht vorgesehen.

(Quelle)

Wahnsinn & Unsinn

Sagen Sie mal einen Satz mit Wahnsinn und Unsinn.

Busspuren? Wer denkt sich denn solchen Schwachsinn aus? Mal abgesehen von der Praktikabilität dieser „Bevorrechtigung” – wen bitte soll das motivieren? Also auf so einen Quatsch kann ich gern verzichten. Auf Busspuren gehören Busse und sonst nix. Wäre übrigens schön, wenn die langsam mal elektrisch betrieben würden, die Technologie ist längst da.*

Bleiben kostenlose Parkplätze für Elektroautos. Aber auch nur, wenn die Kommunen welche einrichten bzw. eine entsprechende Regelung verabschieden. So wie Hamburg.

Kostenlos zu Parken ist natürlich das Killerargument, um sich ein EV zuzulegen, das vielfach ja noch immer kein Schnäppchen ist. Kann man mal rechnen, wieviel hundert Jahre man kostenlos irgendwo parken muss, um die Anschaffungspreisdifferenz wieder hereinzubekommen. Mach ich nicht, weil ich solche Rechnungen an sich blöd finde. Aber mich beschleicht doch das Gefühl, dass hier irgendwie die Proportionen nicht ganz stimmen.

Wer glaubt, mit diesen lächerlichen Maßnahmen die Elektromobilität spürbar fördern zu können, der glaubt auch, dass man durch Biersaufen den Regenwald retten kann.

Dennoch

Ich habe mir dennoch das „E” geholt. Da mein bisheriges Kennzeichen 7stellig war, konnte ich es beibehalten; das „E” wurde nur angehängt. Ich brauchte natürlich neue Nummernschilder. Maximal 8 Zeichen sind möglich; in Engschrift passten die auch alle drauf. Wurde hier in der Region Hannover anstandslos akzeptiert.

Ich hörte aber, dass einige Kommunen das mit der Engschrift sehr eng sehen und möglicherweise nicht zulassen. Dann bleibt einem, wenn man schon 7 Stellen auf dem Kennzeichen hat, nichts anderes übrig, als ein neues zu beantragen, das nur 6stellig ist, so dass auch mit dem angehängten „E” keine Engschrift verwendet werden muss.

Warum hab ich’s gemacht?

Ich hab ja schon ein Elektroauto, ich muss nicht mehr motiviert werden. Da kann ich das kostenlose Parken – sofern es denn in den Kommunen erlaubt wird – gern als klitzekleines Gimmick am Rande mitnehmen.

Nicht aus Geldgründen übrigens. Die paar Euro hab ich wohl noch. Aber ich bin so bequem! Nun muss ich nicht mehr zum Parkautomaten latschen, Parkschein ziehen, wieder zurück zum Auto und Parkschein reinlegen. Fällt alles weg! Einparken, Aussteigen, Weggehen. 🙂

Und: Das „E” im Kennzeichen macht offenbar in den Augen vieler Autofahrer ein Elektrofahrzeug erst „amtlich”. Wenn man sich nicht wie ich das Heck mit eindeutigen Stickern zugekleistert hat fällt ja sonst kaum noch auf, dass man ein E-Auto fährt.

Auch macht es das Kennzeichen so schön lang! Möglichst kurze Kennzeichen wie A-A 1 scheinen ja bei bestimmten Menschen hoch im Kurs zu stehen. Da sag ich jetzt: Lang ist das neue kurz! Schilder raus zum Längenvergleich! Ha! 😉


 

*) Nachtrag 9.11.2015: Hannover bestellt Solaris-Elektrobusse! Super, mehr davon!

Offener Brief an den VCD

07.10.2015

Der VCD, nach eigener Aussage „der ökologische Verkehrsclub – für eine umweltfreundliche Mobilität”, tut sich mit Elektromobilität bekannter- und seltsamerweise etwas schwer. Elektroautos werden nicht als wünschenswerte Alternative positioniert und in der „VCD Umweltliste” (die die Frage „Welches Auto ist am umweltverträglichsten?” beantworten will) werden sie bis heute stiefmütterlich in eine separate Elektroauto-Liste ausgegliedert. Am liebsten sähe es der VCD wohl, wenn wir alle mit Pedelecs durch die Gegend führen.

Jetzt hat Julian Affeldt, streitbarer Gründer der Interessengemeinschaft Elektromobilität Berlin-Brandenburg (IGEMBB), einen offenen Brief an Herrn Gerd Lottsiepen, den verkehrspolitischen Sprecher des VCD, geschrieben:

Sehr geehrter Herr Lottsiepen,

dieser Tage vergeht kaum eine Nachrichtensendung, in der nicht über neue Details der Abgasmanipulationen bei Diesel-Fahrzeugen berichtet wird. Der Skandal scheint kein Ende zu finden. Weder ist bisher genau bekannt, welche Hersteller Manipulationen vorgenommen haben, noch welche Techniken dabei genau eingesetzt wurden oder welche Fahrzeuge genau davon getroffen sind. Dieser Skandal hat nicht nur massive Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen, sondern natürlich auch auf die Umwelt und unser Klima.

Leider sehen wir beim VCD zwar Kritik an der Automobilindustrie, u.a. an den Testverfahren und dem Trend zu immer größeren und stärkeren PKW, doch wir vermissen den eigentlich wichtigsten Schritt.

Herr Lottsiepen, wir fordern Sie und den VCD nunmehr auf, die aktuelle VCD-Umweltliste zu stoppen und nicht weiter zu verbreiten, sowie offiziell die Ergebnisse und Rankings zurück zu ziehen.

Seit Jahren ist es dem VCD angeblich nicht möglich, Elektroautos und PlugIn-Hybride in die offiziellen Listen aufzunehmen. Dies wird stets damit begründet, dass es angeblich keine verlässlichen Verbrauchsdaten oder keine verlässliche Methodik dafür gäbe. Auch äußert der VCD noch immer Thesen und Behauptungen über die Elektromobilität, die, wie Ihnen mehrfach dargelegt, nicht haltbar sind. Dabei bieten genau diese Fahrzeuge die Option, besonders emissionsarm zu sein und den Ausbau der erneuerbaren Energien in unserem Land und weltweit massiv zu fördern und zu beschleunigen.

Doch der Abgasskandal zeigt nun mehr als deutlich, dass gerade bei den Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor die gewählte Methodik noch viel weniger verlässlich und absolut unzuverlässig ist. Wenn Abgasgrenzwerte um das zig-Fache übertreten werden, dann zeigt dies, dass ein Ranking von Fahrzeugen mit diesen Antriebstechniken derzeit unter keinen Umständen möglich ist.

Weiterhin müssen als Konsequenz daraus auch alle bisherigen Umweltlisten, Ergebnisse, Empfehlungen und Rankings für nichtig erklärt werden. Man muss davon ausgehen, dass sich umweltbewusste PKW-Käufer aufgrund Ihrer Publikation für Fahrzeuge entschieden haben, die nun, im Lichte der neuesten Erkenntnisse, zu den größten Umwelt-Sündern gezählt werden müssen. Diese werden nun voraussichtlich noch auf Jahre hinaus im Einsatz sein und massiv überhöhte Abgasmengen emittieren. Ob eine Nachrüstung oder Optimierung der betroffenen Fahrzeuge überhaupt möglich ist, ob sie durchgeführt werden und ob die Kunden dazu verpflichtet werden, ist heute noch nicht absehbar. Ggf. wurden diese Fahrzeuge bereits weiter verkauft und ins Ausland verbracht, wo sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine Nachrüstung erfahren werden.

Verehrter Herr Lottsiepen, der VW-Abgasskandal führt eindrücklich vor Augen, dass Fahrzeuge, die ausschließlich mit fossilen Energieträgern betrieben werden können, in einer UMWELT-Liste keinen Platz mehr haben. Das Festhalten an veralteten Antriebstechniken hat dem VW-Konzern, seinen Töchtern, den Mitarbeitern und der deutschen Wirtschaft weit mehr geschadet, als es das Vorantreiben neuer Technologien getan hätte, für das hohe Investitionen, Mut und vor allem Verantwortung notwendig gewesen wären. Wir hoffen sehr, dass der VCD in Zukunft wesentlich verstärkt wirklich umweltfreundliche und nicht-manipulierbare Antriebstechniken in den Vordergrund stellt. Hierzu zählen wir neben der Elektromobilität ausdrücklich auch die Nutzung von ökologisch vertretbarem Biogas und Wasserstoff auf der Basis erneuerbarer Energien.

Selber von COPD betroffen, wäre auch mir persönlich dies ein besonderes Anliegen.

Mit freundlichen Grüßen
Interessengemeinschaft Elektromobilität Berlin-Brandenburg
c/o J. Affeldt

(mit freundlicher Genehmigung des Autors)