Zeitreise

18.01.2016

Seit dem jüngsten Update der Navigationssoftware meines Elektroautos Renault ZOE sind nun endlich auch Zeitreisen kein Problem mehr. Einfach das entsprechende Menü aufrufen, Zielzeit angeben, Startknopf drücken – und los geht’s!

Mittelalter

Heute reise ich mal ins Mittelalter. Tschaka! Das ging schnell. Fix die ZOE etwas mit Zweigen und Laub getarnt und dann gehe ich zu Fuß auf Erkundung. Da vorne scheint ’ne Stadt zu sein. Mal anschauen gehen.

Am Stadttor werde ich etwas misstrauisch beäugt, aber man lässt mich passieren.

Mittelalter

Puh, was ist das denn? Hier stinkt’s ja wie Hulle! Ja klar: Mittelalter, es gibt ja hierzulande noch keine Kanalisation. Die Leute kippen ihre Abfälle und selbst ihre Fäkalien einfach auf die Straßen. Was man so Straßen nennt. Bäh. Echt eklig. Es stinkt und ich muss ständig aufpassen, wo ich hintrete. Zwischen all dem Unrat sehe ich jede Menge Ratten.

Wieso machen die Leute sowas? Leben in ihrem eigenen Dreck. Und dann wundern sie sich über die ganzen Cholera- und Pestepidemien und dass sie nur 35 Jahre alt werden.

Ehrlich gesagt, halte ich den Gestank nicht sehr lange aus. Nee, da gibt’s bessere Zeiten.

Ich gehe zurück zur ZOE und säubere sorgfältig meine Schuhe, bevor ich mich wieder reinsetze. Der Akku hat noch reichlich Ladung, da kann ich gleich noch wannanders hin. Ich gebe mal ein…

Frühes 21. Jahrhundert

Tschaka! Da bin ich!

Puh, was ist das denn? Stinkt ja wie Hulle hier! Anders als Mittelalter, aber auch sehr penetrant. Ja klar: Bis ins 21. Jahrhundert treiben die ja ihre Fahrzeuge noch mit Verbrennungsmotoren an! Brauchen fossile Treibstoffe, die Dinger, irgendwas aus Erdöl. Üble Sache, ziemlich giftig und so. Die Leute fahren unbehelligt mit solchen Kisten rum und verteilen jede Menge krasse Verbrennungsprodukte in die Luft. Besonders da, wo sie auch wohnen und arbeiten. Bäh, echt eklig.

Wieso machen die Leute sowas? Atmen den Dreck, den ihre Verbrennungsmotoren ausstoßen, ein. Und dann wundern sie sich über die ganzen Krebs- und Immunerkrankungen.

Und dieser Lärm überall! Wie hält man das nur aus?

Oh, mein Atemluftsensor gibt Alarm, am besten, ich mache mich aus dem Feinstaub… Höhö.

Schnell wieder in die ZOE gesetzt. Ich glaube, ich habe genug Gestank und Lärm ertragen für heute. Besser ich kehre in meine eigene Zeit zurück.

Zielzeit eingeben, Startknopf drücken – OH NEIN:

Störung Elektromotor

Ausgerechnet! Wahrscheinlich kann ich jetzt 250 Jahre auf die Assistance warten! Na wenigstens ist mir das nicht im Mittelalter passiert…

Offener Brief an CARB

18.12.2015

Offener Brief an die Vorsitzende des California Air Resources Board (CARB), Mary Nichols

(Übersetzung des englischsprachigen Artikels „An Open Letter To California Air Resources Board Chairman Mary Nichols”. Ins Deusche übertragen von Stephan Hilchenbach)

Der VW-Abgasskandal ist vor allem das Resultat einer auf die Physik treffenden Fiktion. Einfach ausgedrückt: Wir haben den Punkt erreicht, an dem wir nur noch minimale Fortschritte bei der Verwertbarkeit eines Liters Diesel bei gleichzeitiger Verringerung des Schadstoffausstoßes verzeichnen.

Es kommt wenig überraschend, dass VW – trotz ihres größten Forschungs- und Entwicklungsprogramms für Dieselmotoren – betrügen musste, um aktuelle europäische und U.S.-Standards zu erfüllen. Künftige, noch strengere Dieselstandards einzuhalten wird sich als noch unmöglicher herausstellen.

Für einen erheblichen Teil der betroffenen Dieselfahrzeuge, die bereits ausgeliefert sind, gibt es keine wirkliche Lösung. Die Fahrer werden nicht für eine Änderung in die Werkstatt kommen, die die Leistung beeinträchtigt. Darüber hinaus sind Lösungen, die zu größeren Netto-CO2-Emissionen (einem regulierten Schadstoff) führen, ungeeignet, um vom CARB zugelassen zu werden.

Harnstofftanks in kleinen Autos nachzurüsten ist teuer und unpraktisch. Einige Autos werden nachgerüstet werden, viele jedoch nicht – diese wird man eher verschrotten als nachrüsten.

Auf diese Weise wird eine gewaltige Geldmenge für den Versuch verschwendet, Autos nachzurüsten, die nicht alle nachgebessert werden können. Zudem wäre die Nachbesserung schlimmer als das Problem, das sie abstellen soll, nämlich wenn diese Autos lange vor ihrer normalen Nutzungsdauer verschrottet würden. Wir, die Unterzeichnenden, ermutigen das CARB statt dessen, Führungsstärke zu zeigen und VW dahin zu bringen, „die Luft zu heilen, und nicht die Autos” und auf diese Weise ein Vielfaches des angerichteten Schadens wiedergutzumachen, während Kalifornien gleichzeitig beim Übergang zu Null-Emissions-Fahrzeugen weiter vorankommt.

Wir schlagen für VW und das CARB folgende Lösung in einklagbarer Form vor:

 

  1. VW wird von der Verpflichtung befreit, Dieselfahrzeuge, die bereits auf kalifornischen Straßen unterwegs sind, nachzubessern. Diese verursachen nur einen unerheblichen Teil der gesamten Fahrzeugemissionen im Bundesstaat und setzen ihre Halter keinen individuellen emissionsbezogenen Risiken aus.
     
  2. Statt dessen soll VW die Markteinführung emissionsfreier Fahrzeuge erheblich beschleunigen. Diese haben naturgemäß null Emissionen, bieten daher keinerlei Möglichkeiten für Betrug und erfordern auch keine Finanzmittel, dies zu überprüfen.
     
  3. Es wird verlangt, dass diese Beschleunigung bei der Markteinführung emissionsfreier Fahrzeuge durch VW zu einer 10:1 oder noch größeren Reduktion des Schadstoffausstoßes führt, verglichen mit der durch den Betrug bei der Dieselflotte entstandenen Belastung, und zwar innerhalb der nächsten 5 Jahre.
     
  4. Es wird verlangt, dass VW in neue Fertigungsanlagen und/oder Forschung & Entwicklung investiert, und zwar in der Größenordnung des Bußgeldes, das sie ansonsten zahlen müssten, und das in Kalifornien – in dem Umfang, den Kaliforniens Anteil am Bußgeld umfassen würde.
     
  5. VW wird eine gewisse Flexibilität bei der Terminierung und Ausführung dieses Plans zugebilligt, indem er mittels Zero Emission Vehicle Credits umgesetzt werden kann.

Im Gegensatz zu den Strafen und Rückrufen, die erwogen werden, wäre dieser Vorschlag ein wirklicher Gewinn für die kalifornischen Emissionen, ein großer Gewinn für kalifornische Jobs und eine historische Tat, um den Klimawandel aufhalten zu helfen.

Der Flaschenhals für die größere Verfügbarkeit von Null-Emissions-Fahrzeugen ist die Verfügbarkeit von Batterien. Es gibt einen dringenden Bedarf, mehr Batteriefabriken zu bauen, um die Batterieversorgung zu verbessern. Dieser Vorschlag würde sicherstellen, dass der Bau großer Batteriefabriken und die damit zusammenhängenden Investitionen von VW sowie die sich daraus ergebenden lokalen Arbeitsplätze in den USA stattfänden.

Es gibt wahrscheinlich keine zufriedenstellende Art und Weise, all diese Dieselfahrzeuge nachzubessern. Diese Lösung umgeht die großen Schäden und Unsicherheiten, die eine ineffektive Nachbesserung den Dieselhaltern aufbürden würde. Ein nur teilweise erfolgreicher Versuch würde den Verlust des Vertrauens der Öffentlichkeit in die Industrie und die Regulierungsbehörden nur noch verschlimmern. Im Gegensatz dazu würde dieser Vorschlag prinzipbedingt eine mindestens 10fache Verringerung des Schadstoffausstoßes im Vergleich zu einer vollständig ausgeführten Nachbesserung bewirken.

Es gibt einen Präzedenzfall für diese Art Lösung. Beim industrieweiten Diesel-LKW Betrugsskandal 1990 beschloss die EPA, keine Rückrufaktion zu verlangen. Statt dessen verlagerte sie die Deadline für strengere Grenzwerte, um die Differenz auszugleichen. Dieser Vorschlag tut das Gleiche für VW und bindet die Lösung an einen Übergang zu Null-Emissions-Fahrzeugen.

Wir bitten das CARB dringend, diesen Vorschlag zur Lösung des VW-Betrugsskandals zu erwägen.

Ion Yadigaroglu
Partner, Capricorn Investment Group

Dipender Saluja
Partner, Capricorn Investment Group

Ira Ehrenpreis
Partner, DBL Partners

Lyndon Rive
CEO, SolarCity

Ari Swiller
Renewable Resources Group

Jigar Shah
President, Generate Capital

Adam Wolfensohn
Partner, Encourage Capital

Steve Westly
Former California State Controller

Kevin Parker
CEO, Sustainable Insight Capital

Mindy Lubber
President, Ceres

Jesse Fink
Chairman, MissionPoint

Jeffrey Tannenbaum
Chairman, sPower

Laurence Levi
Partner, VO2 Partners

Nicholas Eisenberger
Partner, Pure Energy

Peter R. Stein
Managing Director, Lyme Timber

Elon Musk
CEO, Tesla and SpaceX

Carl Pope
Inside Straight Strategies

Hal Harvey
CEO, Energy Innovation

Michael Brune
Executive Director, Sierra Club

Lawrence Bender
Producer, An Inconvenient Truth

Jason Calacanis
Angel, Launch Fund

Jason Scott
Partner, Encourage Capital

Jules Kortenhorst
CEO, Rocky Mountain Institute

Anja Manuel
Partner, RiceHadleyGates

Tom Darden
Partner, Cherokee Fund

Matt Breidert
Senior Portfolio Manager, Ecofin

Rob Davenport
Managing Partner, Brightpath Capital

Rob Day
Partner, Black Coral Capital

Marc Stuart
CEO, Allotrope Partners

Bruce Kahn
PM, Sustainable Insight Capital

Jeff Skoll
CEO, Jeff Skoll Group

Chamath Palihapitiya
CEO, Social Capital

Antonio Gracias
CEO, Valor Equity Partners

Cole Frates
Renewable Resources Group

Reuben Munger
Partner, Vision Ridge

Gregory Manuel
Partner, MNL Partners

Martin Roscheisen
CEO, Diamond Foundry

Steven Dietz
Partner, Upfront Ventures

Larry Lunt
CEO, Armonia

Panos Ninios
Partner, True Green Capital

Suhail Rizvi
CEO, Rizvi Traverse

Stuart Davidson
Chairman, Sonen

Dan Fuller
CIO, Fuller Smith

Justin Kamine
Kamine Development

Raúl Pomares
Managing Director, Sonen

Amtlich

18.12.2015

Elektroautos: auch mit Strommix klimafreundlicher als Verbrenner

Neigt sich das Jahr dem Ende zu, neige ich offenbar dazu, mich gern mal zu wiederholen.

Heute wiederhole ich die Entkräftung des oft von Elektromobilitäts-Skeptikern vorgebrachten Arguments, Elektroautos seien in Deutschland wegen der ganzen Braunkohlekraftwerke (Strommix) ja wohl dreckiger als Verbrenner.

Falsch.

Erstens kann man Elektroautos mit echtem Ökostrom betreiben, entweder vom eigenen Dach oder von einem Ökostromanbieter, der nicht nur mit Zertifikaten schummelt. Dann lädt man 100% sauberen Strom und in der CO2-Bilanz schlägt nur noch die Herstellung und die Entsorgung des Fahrzeugs zu Buche. Die ist durch die Null-Emission beim Fahren aber sehr bald ausgeglichen.

Zweitens sind Elektroautos selbst unter Berücksichtigung des derzeitigen deutschen Strommixes klimafreundlicher als vergleichbare Verbrenner. Für alle Zweifler: Das ist jetzt sogar amtlich.

Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) weist in einer aktuellen Analyse „Wie klimafreundlich sind Elektroautos?” nach

„… dass E-Fahrzeuge selbst unter Berücksichtigung des derzeitigen deutschen Strommix klimafreundlicher sind als vergleichbare verbrennungsmotorische Fahrzeuge, auch solche mit Spritspartechniken.”

Bei dieser Analyse geht das BMUB von sehr konservativen Rahmenbedingungen aus:

  • keine Berücksichtigung der CO2-Obergrenzen des Emissionshandels
  • Einrechnung der Verluste zwischen Kraftwerk, Steckdose und Fahrzeugbatterie
  • Verwendung realer Energieverbräuche (Alltagstests auf der Straße)
  • Berücksichtigung des gesamten Lebenszyklus der Fahrzeuge, einschließlich Produktion, Betrieb und Entsorgung aller Fahrzeugkomponenten (inkl. Batterie)
  • Verzicht auf etwaige Gutschriften, z.B. aus einer Zweitverwendung der Batterie
  • Vergleich mit einem deutschen Verbrenner-Durchschnittsfahrzeug sowie mit einem aktuellen Modell aus dem Autohaus und ebenso mit einer Variante, bei der der Verbrennungsmotor über besondere Spritspartechnologien verfügt
  • Anrechnung von zunehmenden Emissionsminderungen bei Benzin und Diesel, vor allem aufgrund der Beimischung von Biokraftstoffen

Das BMUB kommt zu dem Fazit:

„Die Analyse der Klimabilanz eines Elektroautos, genauer gesagt der spezifischen klimarelevanten Emissionen pro Fahrzeugkilometer über die Fahrzeuglebensdauer, zeigt, dass die Treibhausgasemissionen eines batterieelektrischen Fahrzeugs (kurz: Elektroauto) selbst unter Berücksichtigung des deutschen Strommix geringer ausfallen als bei vergleichbaren Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren (verbrennungsmotorisches Fahrzeug), und das schon heute.”

CO2-Emissionen pro Fahrzeugkilometer im Lebenszyklus der Fahrzeuge in Abhängigkeit der Fahrzeugtechnik

(Quelle)

Die Klimabilanz von Elektroautos wird dabei immer besser, je grüner der Strommix wird. Jedes Kohlekraftwerk, das vom Netz geht, verbessert sofort die Klimabilanz aller schon fahrenden Elektroautos!

Noch Fragen, Kienzle?