November 2013. Unwiderruflich angefixt vom elektrischen Fahren (ich hatte im Oktober eine Woche lang einen Citroën Zero als Werkstattwagen) mache ich mich auf die Suche nach dem für mich passenden Elektroauto.
Ein C-Zero (baugleich mit Mitsubishi i-MiEV und Peugeot iOn, daher auch „die Drillinge” genannt) soll es nicht werden. Obwohl ich vom Fahrgefühl an sich begeistert bin, ist mir dieses Elektroauto zu spartanisch. Außerdem scheint mir eine Winterreichweite von 60km deutlich zu wenig – und es ist viel zu teuer. Alles oberhalb von 30.000,- € kommt gleich gar nicht in Betracht. Ein Tesla wird es also auch nicht.
Was brauche ich denn eigentlich? Ich schaue mir mein Fahrprofil an. Da ich mein Büro zu Hause und einen Bioladen gleich um die Ecke habe, fahre ich nicht jeden Tag Auto. Wenn ich fahre, dann selten mehr als 50km am Tag. Es gibt jedoch einige Fahrtziele, die weiter entfernt sind und die ich regelmäßig mehrmals im Jahr aufsuche. Die Entfernungen betragen zwischen 130 und 300km. Schließlich wäre da noch unser Urlaubsziel in Osttirol, das sind ca. 850km. Nur der Vollständigkeit halber.
Was gibt es noch zu beachten? Unsere mittlerweile betagte Labradorhündin soll bequem hineinpassen. Möglichst ohne dass ich ihre 30kg heben muss.
Ich lasse mir im Internet eine Liste aktueller Elektroautos anzeigen, sortiere diese absteigend nach Reichweite, streiche den Tesla Model S mit seinen 480km wegen finanzieller Unerreichbarkeit ganz oben raus und bleibe an einer immer noch sehr interessanten Zahl hängen: 210km nach NEFZ (Neuer-Europäischer-Fahr-Zyklus). Was ist das denn für ein Auto – aha, ein Renault, Modell ZOE, ziemlich neu, gibt es erst seit Juni 2013.
Mir ist natürlich klar, dass diese 210km im Alltag illusorisch sind. Für den Citroën Zero werden 150km nach NEFZ angegeben, davon hatte ich ja in meiner Testwoche gut 50km abziehen können, mit Heizung noch mehr. Also, was wird für die ZOE realistisch sein – 150km? Klingt doch schonmal gut. Besser als alles, was in dieser Fahrzeugklasse sonst noch verfügbar ist.
Aber wenn der Zero schon fast Dreißigtausend kostet, oh je, was wird wohl die ZOE… Moment, wie, was: ab 20.600,- € ? Jetzt wird’s interessant! Ah, der Antriebsakku muss gemietet werden, ab 79,- €/Monat. Das relativiert den Preis, aber sorgt für einen niedrigen Einstieg. Mit einem gemieteten Akku hat man auch keinen Stress, falls der mal kaputt geht.
Hmmm, hmmm, hmmm…
Was hat die ZOE denn noch so zu bieten? Ein „Chamäleon” Ladesystem, das Schnellladungen ermöglicht – bei 22kW Ladeleistung ist sie angeblich in einer Stunde wieder fast voll aufgeladen, bei 43kW sogar schon in 30 Minuten. Wo ginge das denn… Ich konsultiere ein Ladestellenverzeichnis im Internet. OK, 22kW-Ladesäulen sind anscheinend recht verbreitet und sogar zu Hause installierbar, 43kW kann man noch an einer Hand abzählen. Also: eine Stunde. Damit würden meine mittleren Ziele in 130-300km Entfernung mit max. einem Ladehalt in immer noch angemessener Zeit erreichbar sein. Und für den Urlaub lassen wir uns was einfallen.
Hmmm, hmmm, hmmm…
Wer kann denn noch schnellladen? Wie, niemand? OK, außer Tesla natürlich wieder (am Supercharger). Alle anderen brauchen entweder ein aufpreispflichtiges Zusatzmodul zum Schnellladen (z.B. Smart ED) oder nutzen dafür Ladestandards, für die es (noch) kaum Ladesäulen gibt (CCS / CHAdeMO). Die laden dann normalerweise an den Stationen nur mit reduzierter Ladeleistung oder an der guten alten Schukosteckdose – und das dauert 6-12 Stunden. Über Nacht OK, aber unterwegs?!
So, was haben wir bei der ZOE:
- realistische Reichweite 150km
- attraktiver Preis
- mittelstreckentauglich dank Schnellladefähigkeit
Ich vereinbare eine Probefahrt.