Jungfernfahrt

16.04.2014

Es ist der 28.11.2013. Ich habe eine praktisch neue Renault ZOE Intens mit erheblichem Preisvorteil aus Frankreich importiert und hole sie nun aus Hamburg ab.

Die Importprozedur verlief soweit erfreulich reibungslos. Der Anbieter ließ die ZOE zu seinen Eltern liefern, wo ich sie nun gegen Bares im Empfang nehmen kann.

Da ich direkt mit der ZOE nach Hause fahren will, muss ich vorher noch einiges organisieren:

  • ein deutsches Ladekabel (das der ZOE beiliegende französische Kabel hat einen in Deutschland nicht einsetzbaren Stecker)
  • Kurzzeitkennzeichen (Die ZOE ist zwar noch zugelassen und kommt mit französischem Nummernschild, aber aus versicherungstechnischen Gründen will ich kein Risiko eingehen. Ab Fahrzeugübergabe bin ich für alles verantwortlich.)
  • eine Ladekarte für die von mir ausgesuchten auf der Strecke liegenden Ladestationen (Ohne Zwischenladung werde ich die rund 200km nicht schaffen.)

Ein in Deutschland einsetzbares Ladekabel (mit Typ 2 Stecker und geeignet für 3phasiges Laden mit 32A) bestelle ich eine Woche vorher bei einer darauf spezialisierten Firma im Internet. Standardlänge sind 6m. Ich denke voraus und kaufe ein 8m-Kabel. Im GoingElectric-Forum habe ich gelesen, dass Ladestationen sehr oft von anderen Fahrzeugen zugeparkt sind. Mit einem 8m-Kabel kann ich zur Not auch in zweiter Reihe laden. (Es wird sich bewähren.)

So ein Ladekabel kostet übrigens mal eben schlappe 442,- € (inkl. MwSt. und 10,- € Versand). Boah ey. Es gäbe wohl die Möglichkeit, das französische Kabel für ca. 190,- € in der Schweiz umrüsten zu lassen. Aber erstens habe ich dann nur 6m und zweitens nützt mir diese Möglichkeit auf der Abholfahrt nichts, denn da muss ich ja schon laden können. Also kaufe ich ein neues Kabel und werde das französische später verkaufen. So relativiert sich der Preis für das deutsche Kabel ein wenig.

Die Kurzzeitkennzeichen erhalte ich bei der örtlichen Kfz-Zulassungsstelle. Sie gelten für eine einzige Fahrt innerhalb von 5 Tagen. Auch Wochenendtage zählen. Der Zeitraum beginnt unabänderbar am Tag der Ausstellung. Ich muss Kennzeichen anfertigen lassen, die ich nach einmaligem Gebrauch wegwerfen soll. Eine Wiederverwendung ist nicht vorgesehen. Das könnte man auch mal sinnvoller regeln. Wer denkt sich sowas aus? Was für eine Verschwendung.

Von Hamburgs Norden bis Hannovers Südwesten sind es ungefähr 200km. Es ist Ende November, die Temperaturen liegen zwischen 6 und 8°C. Ich habe noch keinerlei Erfahrung mit der Reichweite eines Elektroautos wie der ZOE unter diesen Bedingungen. Daher plane ich nicht nur einen Ladestopp, sondern zwei und schaue auch nach Ausweichmöglichkeiten für den Fall, dass eine Ladesäule defekt oder zugeparkt sein sollte. Die erste Ladesäule, die ich anfahren will, befindet sich in Bispingen am Snow Dome. Strom gibt’s da noch kostenlos, aber um die Säule freizuschalten, benötige ich eine Ladekarte von EWE. Die beantrage ich fünf Tage vor der geplanten Fahrt an einem Samstagabend über ein Internetformular und frage dabei an, ob das denn so kurzfristig überhaupt geht. Tataa: Montag früh erhalte ich eine Mail von EWE:

„Gerne stellen wir Ihnen kostenlos eine Zugangskarte zur Verfügung. Da uns wegen der großen Nachfrage die Karten momentan leider ausgegangen sind und wir die Nachlieferung erst morgen erwarten, werden wir heute eine Karte aus unserem eigenen Bestand an Sie auf den Weg bringen. Diese Karte ist bereits benutzt worden, wird aber für Sie persönlich neu freigeschaltet.”

Wow, das nenne ich mal tollen Service! Die Karte ist dann doch erst am Donnerstag in der Post, aber ich muss eh noch auf das Ladekabel warten. Für die Karte gibt es notfalls eine Alternative (an der Snow Dome-Rezeption sind noch welche zum Ausleihen hinterlegt), aber ohne Kabel keine Zwischenladung, also gar keine Fahrt.

Trotz telefonischer Zusage trifft das Ladekabel nicht am avisierten Liefertermin Mittwoch bei mir ein. Schöner Mist, ich wollte am Donnerstag gleich früh losfahren, um noch bei Tageslicht wieder zu Hause zu sein. Daraus wird nichts.

Als das Kabel am Donnerstag endlich geliefert wird, ist es schon fast Mittag. Es ist dick und schwer. Ich rolle es so eng wie möglich zusammen und packe es in meinen Rucksack, zusammen mit der EWE-Ladekarte, einer Thermoskanne mit heißem Tee und einem Umschlag mit ziemlich viel Bargeld. Dann steige ich in den nächsten Zug nach Hamburg.

Ich werde von den sehr netten Eltern des Verkäufers von der S-Bahnstation abgeholt. In ihrer Garage nehme ich die ZOE in Augenschein. Bei einer Tasse Tee erledigen wir die Formalitäten. So, jetzt habe ich ein Elektroauto, eine Renault ZOE! Ohne lange Lieferzeit, mit einem Kilometerstand von 29 praktisch neu, viertausend Euro unter Listenpreis. Meine persönliche Verbrennungsmotor-Ära ist vorbei. Nie wieder Tankstelle! Da stellt sich das erste Mal dieses gewisse Elektromobilistenlächeln ein, das seither einfach nicht mehr weggehen will. 😀

Das Anbringen der Kurzzeitkennzeichen stellt sich als etwas schwierig heraus. Die französischen Nummernschilder sind angenietet (sie begleiten ein Fahrzeug dort ein Autoleben lang). Hinten können wir das Kurzzeitkennzeichen durch Auflegen auf das vorhandene Kennzeichen und Umwickeln der Enden mit transparentem Paketklebeband fixieren. Vorn löst sich das französische Schild samt Nieten aus dem Kunststoff, als ich die Ränder etwas nach vorn biege, um das Paketband anzubringen. Ich nehme es ganz ab und fahre zum nächstgelegenen Renault-Händler, der sich freundlicherweise bereit erklärt hat, mich vor der Heimfahrt nochmal aufladen zu lassen. Sehr nett. Im Trinkgeld inbegriffen ist das fachgerechte Anbringen eines Kennzeichenrahmens vorn, so dass jetzt beide Kurzzeitkennzeichen da sind, wo sie sein sollen.

Der Akku der ZOE hat einen Ladestand (SOC = engl. State of Charge) von 79%. Bis zur EWE-Säule in Bispingen sind es knapp 80km. Da muss also noch etwas drauf. Wir verbinden mein mitgebrachtes Ladekabel mit der Ladebuchse in der ZOE und dem Anschluss an der Ladestation. ZOE zeigt „Prüfung läuft…” Ich halte den Atem an. Dann stellt sich ein dezentes hohes Sirren ein und der SOC springt auf 80% – sie lädt, sie lädt!

Die Ladezeit nutze ich für eine erste Erkundung des R-Link genannten Bordcomputers. (Ich werde noch viel Zeit und Nerven an dieses System verschwenden.) Das erste Fahrtziel einzugeben (Snow Dome in Bispingen) geht dank Touchscreen viel flotter von der Hand, als ich es von meinem alten System gewohnt bin. Allein schon das Tippen auf der virtuellen Tastatur ist viel bequemer und spart enorm viel Zeit.

Mittlerweile wird es langsam dunkel. Ich warte daher nicht, bis der Akku voll ist, sondern breche den Ladevorgang bei 95% ab. Das sollte locker für 80km plus etwas Reserve reichen. Tut es auch, aber es wird dann aus anderen Gründen doch ziemlich knapp.

Ich fahre los. Sehr vorsichtig im leistungsbegrenzenden ECO-Modus und mit Klima auf 20°C. Vorsorglich habe ich mich warm angezogen, und auch das ist gut so.

Auf der Autobahn halte ich eine Geschwindigkeit von 90-96 km/h und staune, dass ich dabei von LKW per Lichthupe von hinten bedrängt und sogar überholt werde. Eine völlig neue Erfahrung. Klar kann die ZOE schneller fahren (135km/h sind drin), aber dann verbraucht sie deutlich mehr und ich will auf der ersten Fahrt nichts riskieren. (Das nennt sich Reichweitenangst.) Ich genieße die Ruhe und das sanfte Dahingleiten, habe aber immer ein Auge auf der Restreichweitenanzeige.

Eine knappe Stunde später komme ich mit einer angezeigten Restreichweite von 35km in Bispingen am Snow Dome an. Mein Wahrnehmungsvermögen ist noch nicht auf Ladesäulen trainiert. Die sehen auch so verdammt unscheinbar aus. Viele halten sie für Parkscheinautomaten. Nach kurzer Orientierung entdecke ich sie. Prima, die Parkbucht davor ist frei.

Die Säule signalisiert Betriebsbereitschaft. Fein. Ich packe mein Ladekabel aus und halte meine EWE-Karte an den Lesepunkt unterhalb des Säulendisplays. Es macht schwach „Piep”. Mehr tut sich nicht. Die Klappen über den Anschlüssen gehen nicht auf. Das Display zeigt keine Fehlermeldungen irgendwelcher Art. Ich versuche es noch ein paar Mal. Jedesmal macht es schwach „Piep”. Die Klappen gehen nicht auf. Na toll. Das fängt ja gut an.

Auf der Säule steht die Nummer eines Störungsdienstes. Ich rufe dort an. Mein Gesprächspartner ist sehr nett, aber teilt mir mit, dass der Fachkollege leider nicht zu erreichen sei. Ich solle es mal mit einer der im Snow Dome an der Kasse hinterlegten Karten versuchen.

Die Damen an der Kasse sind auch nett und von meinem Ansinnen zunächst leicht überfordert. Ich erkläre geduldig, worum es geht. Nach einigem Herumtelefonieren verschwindet eine der Damen kurz und kommt dann mit zwei Ladekarten in der Hand zurück. Ich probiere beide: „Piep” – die Klappen gehen nicht auf.

Oooh-Kayyy. Dann Plan B. 16 km weiter gibt es am Designer Outlet Soltau eine RWE-Säule. Mit einer Restreichweite von 35km eigentlich kein Problem. Irgendwie verwirrt mich aber die noch unvertraute Streckendarstellung im Navi und ich verpasse prompt die richtige Autobahnausfahrt. Bis zur nächsten Wendemöglichkeit sind es etliche Kilometer. Als ich endlich auf der Gegenfahrbahn bin, staut sich da der Verkehr und es geht nur im Schritttempo voran. Ich werde nervös. Die Säule am Outlet befindet sich auf einem Parkplatz, der nur bis 20 Uhr befahrbar ist. Die Uhr zeigt 19:45. Die Restreichweite schrumpft. Soll die erste Fahrt wirklich gleich mit der Renault Assistance enden?

Mit 12km Rest komme ich kurz vor 20 Uhr an der Ladestation an. Puh. Ich nehme die Säule in Augenschein. Es ist keine Anmeldung erforderlich. Die Klappen über den Ladeanschlüssen lassen sich einfach manuell öffnen. Ich schließe mein Ladekabel an. „Prüfung läuft…” Yeah! Sie lädt! Aaaaaber: Laaaaaaangsam. Statt 22kW scheinen hier nur 11kW Ladeleistung abgegeben zu werden. Na gut, was bleibt mir übrig. Bin ja froh, dass es überhaupt funktioniert. Ich frage einen Wachdienstmenschen, wie lange ich hier eigentlich stehen kann, der Parkplatz wird ja gleich geschlossen. Bis 22 Uhr kann ich noch rausfahren, danach bleiben die Schranken unten. OK, das sollte für die nächste Etappe reichen.

Von hier aus nach Hause sind es noch gut 100km. Das traue ich mich nicht auf einen Rutsch zu fahren und will lieber nochmal zwischenladen. Mit 22kW ist das sinnvoll nur in Celle möglich (die Ladestation in Langenhagen ist noch nicht aufgestellt). Bis Celle sind es ungefähr 50km. Also brauche ich mindestens 60% SOC, beschließe ich.

Es sind 6°C Außentemperatur. Gut, dass ich warm angezogen bin und heißen Tee dabei habe. Es gibt zwar eine Klimaanlagen-Komfortfunktion, die die ZOE im Stand auf angenehme Innentemperatur bringen kann, aber diese funktioniert erst ab 45% SOC und muss mit einer Stunde Vorlauf programmiert werden. Offenbar haben die Renault-Ingenieure den Fall, dass jemand im Winter beim Laden im Auto sitzen bleiben könnte, nicht vorgesehen. Die Aktivierung dieser Funktion für sofortigen Einsatz erfordert einen Trick, den ich erst später aus dem Forum erfahre. Per Fernbedienung lässt sich die Heizung lediglich für jeweils 5 Minuten einschalten. Aber auch das funktioniert erst ab 45% SOC. Leider erinnere ich mich falsch und meine gelesen zu haben, dass es mindestens 70% SOC sein müssen. Also probiere ich es gar nicht erst und harre ohne Heizung aus. Ich Held. Ich Verrückter. Ich vergesslicher verrückter Held.

Um mit 11kW wieder auf 60% zu kommen braucht die ZOE gut anderthalb Stunden. Dann stöpsele ich das Ladekabel aus und fahre über Landstraße nach Celle. Das sanfte ruhige Gleiten durch die Nacht ist toll und entschädigt mich etwas für die lange Ladezeit in Soltau. Zudem ist es dank Wärmepumpe wenige Minuten nach Fahrtbeginn im Auto wieder angenehm temperiert.

In Celle fahre ich zur Ladestation an der Cu Netz Verwaltung in der Sprengerstraße. Hier endlich funktioniert alles problemlos: Ich rufe eine Telefonnummer an, die auf der Säule steht, und die Ladung startet mit 22kW. Nach der gerade erlebten Schnarchladung kommt mir das richtig schnell vor. Im Minutentakt zählen die SOC-Prozente hoch. Nach einer dreiviertel Stunde bin ich auf über 90% und beende die Ladung. Nun reicht es locker bin nach Hause.

Kurz vor Mitternacht komme ich an. Alles in allem ab Ladebeginn beim Renaulthändler knapp 7 Stunden für 200km. Meine Liebste ist entsetzt.

Ich bin müde, vom elektrischen Fahren an sich total begeistert, von den Ladekomplikationen etwas frustriert.

Das ist Autofahren 2.0. Neues Major-Release, aber die Punkt-Nuller-Version hat noch ein paar Bugs.

ZOE-Import

10.04.2014

Mitte November 2013. Eine neue Renault ZOE kostet in Deutschland in der Basisversion „Life” 21.700,- €. Die besser ausgestatteten Versionen „Intens” und „Zen” kosten 23.500,- €. Im Preis enthalten ist jeweils eine kleine Hausladestation inkl. Montage. Die schafft 3,7 kW – das verspricht nur Schnarchladung über Nacht. Muss man nicht nehmen. Der Preis reduziert sich dann um immerhin 1.100,- €. Dieses Geld ist vermutlich besser in eine mobile Ladebox und diverse Adapter investiert. Die kann man mitnehmen und damit zu Hause und unterwegs an CEE-Drehstromdosen wesentlich schneller laden. Las ich. Kommt man mit 1.100,- € noch nicht hin. Ist aber wesentlich flexibler.

Ich lasse diese Frage erstmal offen und widme mich möglichen anderen Bezugsquellen für eine ZOE. Gibt’s die vielleicht schon gebraucht? Scheint nicht so, ist noch zu neu. Wie sieht es denn mit Importen aus? Meinen Berlingo habe ich vor vier Jahren auch importiert, mit erklecklicher Differenz zum Listenpreis in Deutschland. Mal schauen…

In einem Onlineportal entdecke ich ein interessantes Angebot aus Frankreich: Eine weiße ZOE Intens, Vorführwagen, 50km Laufleistung, 6 Monate zugelassen, für nur 18.600,- € brutto inkl. Lieferung nach Deutschland. Nicht uninteressant.

(Die Franzosen meinen es mit der Elektromobilität offenbar ernster als die Deutschen. Während hier in Deutschland als einzige staatliche Förderung eine 10jährige Kfz-Steuerbefreiung winkt, bekamen Käufer einer ZOE in Frankreich bis Ende Oktober 2013 eine staatliche Prämie von 7.000,- €.

In der Folge entwickelte sich nicht nur der heimische Markt, sondern auch ein reges EU-Exportgeschäft. Dies führte wiederum zur Senkung der Prämie und zur Einführung einer Haltefrist. Seit dem 1.11.2013 beträgt die Prämie in Frankreich „nur” noch 6.300,- €, und alle Fahrzeuge, die nach diesem Datum in den Genuss dieses staatlichen Zuschusses gekommen sind, dürfen erst nach 6 Monaten oder mit mehr als 6.000km verkauft werden.)

Ich nehme Kontakt zum Anbieter auf. Erfreulicherweise stellt sich dieser als gebürtiger Deutscher heraus, so dass es keine Verständigungsschwierigkeiten gibt. Wir führen ein längeres und sehr angenehmes Telefonat. Die angebotene ZOE wurde praktisch nie aus dem Showroom eines kleinen Renault-Händlers in der französischen Provinz bewegt. Der Anbieter fungiert als Zwischenhändler, der auch den Export organisiert.

Wir überlegen, wie wir die Bezahlung abwickeln wollen. Ich könnte das Auto selbst in Frankreich abholen und dabei vor Ort bar bezahlen. Das ist mir jedoch zu aufwändig (Zeit, Trailer…) und ich möchte auch nicht mit so viel Bargeld durch die Gegend reisen. Die veranschlagten 500,- € für die Anlieferung nach Deutschland finde ich fair und bin bereit, diesen Betrag für meine Bequemlichkeit auszugeben.

Trotzdem bleibt das Problem der Bezahlung. Weder will ich eine so große Summe im Voraus für ein Auto, das ich nur auf Fotos gesehen habe, überweisen, noch möchte der Anbieter mir die ZOE nach Deutschland liefern, ohne schon Geld gesehen zu haben. Alles verständlich.

Ich recherchiere ein wenig und schlage die Nutzung eines Treuhandservices vor. Das würde im Wesentlichen so laufen: Wir machen einen Vertrag, ich überweise den Kaufpreis auf ein Treuhandkonto, der Treuhänder signalisiert dem Anbieter, dass das Geld eingegangen ist, der Anbieter schickt die ZOE auf die Reise, ich bestätige dem Treuhänder den Empfang des Wagens, der Treuhänder überweist dem Anbieter den Kaufpreis. Es fallen Transaktionskosten an, die aber akzeptabel sind.

Da aber weder ich noch der Anbieter Erfahrung mit einem Treuhänder haben, wird diese Idee nach einiger Überlegung verworfen. So ganz geheuer ist es dem Anbieter nicht. Statt dessen einigen wir uns auf folgendes Szenario:

Der Anbieter lässt die ZOE zu seinen Eltern liefern, die nördlich von Hamburg wohnen. Von dort hole ich sie ab und zahle bei Fahrzeugübergabe bar an die Eltern. Mein Abholaufwand wird mir mit 100,- € Preisnachlass versüßt. Eine Anzahlung von 500,- €, die die Transportkosten F → D abdeckt, überweise ich vorab. Fair und praktikabel.

Der Anbieter schickt mir einen Bestellschein, den ich stempeln, unterschreiben und zurücksenden muss, sowie eine Kopie des französischen Fahrzeugbriefs. Auch das deutschsprachige ZOE-Handbuch und die Bedienungsanleitung für das R-Link erhalte ich (als PDF).

Ich überweise die Anzahlung und erhalte einen Tag später vom Anbieter die Eingangsbestätigung. ZOE und Fahrzeugpapiere werden nun auf den Weg nach HH gebracht. Für die Anmeldung in D brauche ich später noch eine sog. COC-Bescheinigung (Certificate of Conformity). Diese muss der Anbieter erst bei Renault bestellen, das wird nochmal 14 Tage dauern. Er will sie mir dann sofort zuschicken.

Drei Tage später ist die ZOE in HH eingetroffen (es gab noch Verzögerungen auf dem Transportweg: Getriebeschaden des Zugfahrzeugs). Ich setze mich telefonisch mit den sehr netten Eltern des Anbieters in Verbindung und wir vereinbaren einen Übergabetermin.

Am 28.11.2013 fahre mit dem Zug nach Hamburg, werde komfortabel vom Bahnhof abgeholt und nehme am Wohnsitz der Eltern die ZOE in Augenschein. Sie ist vom Transport ziemlich verschmutzt, aber sonst brandneu. An den Türen und Sitzen sind noch Folien und Abklebungen angebracht. Der Kilometerstand ist 29.

Wir erledigen bei einer Tasse Tee die Zahlungsformalitäten und die Übergabe der Fahrzeugpapiere. Ich erhalte eine Mappe mit Informationen über die Anmeldeprozedur in Deutschland sowie Merkblättern zur Übertragung des Batteriemietvertrags und zur Aktivierung der Online-Services für das bordeigene R-Link-System. Alles sehr gut vorbereitet.

Auf geht’s zur Jungfernfahrt!

ZOE-Probefahrt

02.04.2014

Immernoch November 2013. Nachdem das Elektroauto Renault ZOE auf meinem Radar aufgetaucht ist und innerhalb meiner Rahmenbedingungen ziemlich allein ganz oben auf meiner Liste steht, möchte ich dieses Auto natürlich baldmöglichst probefahren. Ich gehe auf die Renault-Website, da gibt es für diesen Zweck ein Formular, das fülle ich aus und schicke es ab.  Dann warte ich.  Nach zwei Tagen ohne irgendeine Rückmeldung rufe ich selbst beim nächstgelegenen Renault-Händler in Hannover an und habe noch am selben Nachmittag ein Rendezvous mit einer ZOE.

Es ist eine dunkle INTENS, farblich nicht mein Geschmack, aber das ist in diesem Fall ja nicht ausschlaggebend.

Was mir als erstes auffällt, ist der relativ große Kofferraum. Aber: Warum ist die Ladebordkante so hoch? Mein Citroën Berlingo hat die niedrigste Bordkante aller bislang von mir gefahrenen Wagen, und es gibt keinen Absatz, der Einstieg hinten ist flach. Trotzdem schafft unsere ältere Labradorhündin das nur noch mit Rampe. Die würde an der ZOE aber so steil stehen, dass ich zweifle, ob sie das bewältigt. Und jedes Mal 30kg rein- und rausheben ist nicht gut für meine Bandscheiben… Das gilt in abgeschwächter Form auch für Getränkekästen, die man erst über die hohe Kante wuchten muss, um sie drin gefühlt einen halben Meter tiefer wieder abzusetzen, in sehr rückenunfreundlicher und kräftehebelmäßig sehr ineffizienter gebückter Haltung. Hmmm. Was spricht eigentlich dagegen, eine Rückklappe einfach länger zu gestalten und dafür die Bordkante so niedrig wie möglich zu halten?

Die Lenkung empfinde ich als relativ stramm. Bei höheren Geschwindigkeiten fühle ich mich deshalb subjektiv durchaus sicherer, aber die zum Lenken nötige Kraft ist deutlich größer als bei meinem Berlingo und auch als beim C-Zero. Das nimmt dem Fahrgefühl das Legere und Leichte, das Lenken wird irgendwie so wichtig und ernst.

Aber das alles sind im Grunde Nebensächlichkeiten.

Das Fahrgeräusch ist Welten von den Geräuschen eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor entfernt. Und das Fahrgefühl… Ich habe es mittlerweile schon oft versucht zu beschreiben, aber das Fahrgefühl in einem Elektroauto muss man selbst erleben, das entzieht sich einer adäquaten Schilderung. „Geschmeidig”, „sanft”, „kraftvoll” – von diesem vibrationslosen Dahingleiten und der sportlichen Agilität beim unterbrechungsfreien Beschleunigen kann man kaum genug bekommen.

Ich bringe die ZOE zurück und sinne eine Weile vor mich hin.

Irgendwie hab ich ein Deja Vu: Als ich 2000 ein Erdgas-Pionier war, waren die Tankmöglichkeiten auch rar, es gab ein ziemliches Bezahlkartenchaos und jede weitere Tour musste sorgfältig geplant werden. Wobei ich immerhin mit einem vollen Gastank 400km abreißen konnte. Oft stand ich auch vor nicht funktionierenden oder außerhalb von Öffnungszeiten nicht zugänglichen Zapfstellen. Dann konnte ich aber immerhin noch mit Benzin weiterfahren. Ja, so ein Multipla BiPower war schon ziemlich genial für ein Fossil.

Und jetzt frage ich mich: Will ich mir sowas wieder antun? Ich habe mich gerade an die komfortabel dichte LPG-Infrastruktur gewöhnt, da muss man nix mehr planen, sondern kann einfach drauflos fahren.

Von den Kosten will ich mal gar nicht reden. Ökonomisch machen die aktuellen E-Autos überhaupt keinerlei Sinn. Wer sparen will, kauft sich ein Fossil und kann von der Preisdifferenz locker die Tankstopps der nächsten Jahre bestreiten. Und weiter Ressourcen verschleudern und die Luft verpesten…

Aaaber, wenn nicht jetzt, wann dann? Mein Fossil verliert schneller an Wert als ein Preisverfall bei E-Autos zu erwarten ist. Die Schere wird also eher auseinandergehen, wenn ich das in meine Finanzierungspläne einbeziehen will.

Und wie komme ich im Urlaub von Hannover in mein geliebtes Osttirol? Ich will von 3 Wochen ja nicht je eine hin und zurück auf der Autobahn verbringen… Na gut, da findet sich sicher ein Nachbar oder Freund zum Autotausch.

Hach, das ist alles nicht einfach…