ZOE im Winter

21.04.2014

Elektroautos der aktuellen Generation – wie auch meine Renault ZOE – haben es im Winter mit drei Hauptfaktoren zu tun, die sich negativ auf die Nutzbarkeit (neudeutsch „Usability”) auswirken:

1. Bei tiefen Temperaturen wird die nutzbare Akkukapazität geringer. Dadurch schrumpft die erzielbare Reichweite .

2. Ein Elektroauto heizt mit Strom aus dem Akku. Dies treibt den Energieverbrauch in die Höhe. Dadurch schrumpft die erzielbare Reichweite noch weiter.

3. möglicherweise ZOE-spezifisch: Die Ladezeiten verlängern sich etwas. Das hängt von der Akkutemperatur ab. Ein ausgekühlter Akku wird von der Ladeelektronik vorsichtiger = langsamer geladen als ein etwas erwärmter Akku. Durch die Stromabgabe beim Fahren wird der Akku warm, aber nur wenig und langsam. Man muss bei Frost schon eine ganze Zeit mit mindestens mittlerer Leistung fahren, bis ein positiver Effekt beim Laden spürbar wird. Bei kaltem Akku verlängert sich die Ladezeit bei 22kW meiner Erfahrung nach um ca. 50%. Auf längeren Strecken wird der Akku aber auch im Winter warm genug für normale Ladezeiten.

Die ZOE hat ein ziemlich effizientes Heiz-/Kühlsystem. Statt wie ein Fön Luft mittels Heizelementen zu erwärmen (was viel Energie verbraucht), wird im Winter die Heizung (und im Sommer die Kühlung) mit einer Wärmepumpe realisiert. Die generiert aus 1kW eingesetzter elektrischer Leistung 2kW Heizleistung oder 3kW Kühlleistung.

Nun hatten wir hier im südlichen Norddeutschland 2013/2014 einen relativ milden Winter. Es gab nur 2 Wochen lang Schnee mit Temperarturen durchgängig unter dem Gefrierpunkt. Zu keiner Zeit wurden die Minusgrade zweistellig.

Mit ECO-Modus an, Klimaautomatik auf 22°C, vorwiegend Stadtverkehr und Winterreifen „Dunlop Winter Response 2” auf Alufelgen habe ich unter diesen Bedingungen nach dem Laden immer eine Reichweite zwischen 120 und 130km angezeigt bekommen. Die war auch realistisch fahrbar.

Sehr angenehm ist, dass die Wärmepumpe praktisch sofort nach dem Einschalten warme Luft in den Innenraum bringt. Nix mehr erst Motor warmfahren und so. Und die ZOE hat praktisch eine Standheizung serienmäßig: Per Vorklimatisierung steigt man auch bei Minusgraden in ein warmes Auto mit freien Scheiben. 🙂 Dann fährt man lautlos von dannen, während ringsum noch bei laufendem Motor im Gestank gestanden und gekratzt wird… 😉

Stromanbieterwechsel

20.04.2014

Dezember 2013. Seit 2004 beziehen wir Ökostrom von Lichtblick. Aktuell zahlen wir da einen monatlichen Grundpreis von 8,95 €/Monat und einen Arbeitspreis von 27,48 Ct/kWh. Lichtblick hat angekündigt, ab März 2014 den Arbeitspreis auf 26,76 Ct/kWh zu senken.

Durch das Elektroauto wird unser Stromverbrauch künftig größer werden. Ich frage bei Lichtblick an, ob es spezielle Tarife oder Konditionen für den Ladestrom oder irgendwelche Förderungen für Elektrofahrzeuge gibt. Leider nein. Sehr schade und für mich ein bisschen unverständlich, die sind doch sonst ziemlich engagiert.

Ich frage mal im GoingElectric-Forum, was die anderen Elektromobilisten so für Stromanbieter gewählt haben (sofern sie nicht eigene Photovoltaikanlagen betreiben). Ziemlich schnell werde ich auf Naturstrom aufmerksam. Die haben vergleichbar günstige Konditionen (7,95 € mtl. Grundpreis und 26,95 Ct/kWh) und fördern Elektromobilität:

  • Jeder Neukunde, der im laufenden Kalenderjahr ein Elektrofahrzeug gekauft hat, erhält eine Umweltprämie in Höhe von 30,- €.
  • Für das Anbringen von Naturstrom-Aufklebern auf einem Elektroauto werden der Stromrechnung jährlich 100,- € gutgeschrieben. Ein Aufkleber auf einer Ladestation bringt nochmal 25,- € jährliche Gutschrift.

Ja wenn das so ist…

Das Antragsformular für den Wechsel ist schnell ausgefüllt. Um alle Formalitäten kümmert sich der neue Anbieter Naturstrom. Zum Stichtag muss ich nur den aktuellen Zählerstand an Lichtblick übermitteln.

Seit 1. Februar 2014 beziehen wir nun Naturstrom von Naturstrom.

Die Aufkleber erhalte ich einige Tage später per Post. Manche finden die für die Seiten sehr groß, aber für mich sind sie OK, denn dadurch wird die ZOE als Elektroauto kenntlich. Hinten verwende ich noch einen kleinen, der eigentlich für E-Bikes gedacht ist.

ZOE von hinten

Anmeldung in Deutschland

19.04.2014

Am 4. Dezember 2013 erhält mein Verkäufer endlich die COC-Bescheinigung für meine ZOE von Renault Frankreich; am 6. Dezember habe ich sie in der Post.

Zulassung

Ich fahre mit meinem Berlingo zur örtlichen Zulassungsstelle. Dort lege ich den französischen Fahrzeugbrief, das COC, den Kaufvertrag und die eVB-Nummer meiner Versicherung vor. Mehr ist nicht erforderlich. Weder muss ich die ZOE vorführen noch vorher zum TÜV. Ruck-zuck sind die Zulassungsbescheinigungen ausgestellt und die neuen Nummernschilder angefertigt: H–ZE – für Zero Emission. 🙂

Umweltplakette

Ich brauche auch noch eine Umweltplakette. Für lokal ja per se emissionsfreie Elektroautos gibt es seltsamerweise keine eigene Kategorie, sondern ich erhalte eine schnöde grüne 4er Plakette. Bäh, wie langweilig.

Kennzeichen

Ab nach Hause und die Nummernschilder drangebaut! Vorn kein Problem, da habe ich ja den Rahmen. Hinten aber ist noch das französische Nummernschild angenietet. Ich schaue es mir kurz an und fahre dann zum Schrauber um die Ecke. Der braucht immerhin eine gute halbe Stunde, ehe das neue Nummernschild endlich angebracht ist. War wohl nicht ganz so einfach. Ich will gar nicht wissen, wie er die Nieten nun herausbekommen hat.

Nun kann ich mit der ZOE schon fahren!

Batteriemietvertrag

Als nächstes muss ich mit Renault Deutschland einen Batteriemietvertrag abschließen. (Wieso eigentlich immer „Batterie”? – Das ist doch ein AKKU!) Dazu nehme ich Kontakt mit der Renault Bank in Mönchengladbach auf. Wenige Tage später erhalte ich die Vertragsunterlagen. Als voraussichtliche jährliche Laufleistung wähle ich 12.500km und als Vertragslaufzeit 4 Jahre. Dies resultiert in einer monatlichen Rate für die Akkumiete von 79,- € (brutto). Ich unterzeichne und faxe den Vertrag an die Renault Bank. Am 13. Dezember schickt Renault ein gegengezeichnetes Exemplar zurück. Die Raten werden monatlich abgebucht, ich erhalte jedes Mal eine Rechnung per Post. Das war das.

Aktivierung der Online-Services

Nun müssen noch die Online-Services aktiviert werden. Na ja, was heißt „müssen”. Ich betrachte das mit gemischten Gefühlen. Die ZOE hat ein Mobilfunkmodul eingebaut, über das z.B. Informationen über die stattfindenden Ladungen an Renault gesendet werden. Eigentlich ist das ’ne eingebaute Wanze. Vollüberwachung, nie warst du so einfach. Versüßt wird das mit Gimmicks zweifelhaften Mehrwerts für die Fahrer/innen. In meinen Augen ist das ganze „Connect“ / „Inter@ctive“ genannte Gedöns aber im Grunde unnützer und überteuerter Driss. Rechne ich alles zusammen, komme ich nach Ablauf des freien Zeitraums auf insgesamt 307,- € Abogebühren im Jahr. Fast alles, was ich da abonnieren kann, bekomme ich ohnehin frei via Smartphone. E-Mail muss ich doch nicht im Bordcomputer lesen und schreiben können. Wettervorhersage, aktuelle Verkehrsinfo, Kalender, TV-Guide, Währungsrechner, Euronews… kann mein Smartphone schon alles, danke. Akkuinformationen auf’s Smartphone und Fernprogrammierung der Klimatisierung sind nett, aber geht auch ohne, oder? Dafür geb ich keine 25 + 89 = 114,- € im Jahr aus. Ist einfach nur eine zusätzliche Fehlerquelle und potenzielles Angriffsziel für Hacker. Ich werde es mal ausprobieren, aber die Abos dann auslaufen lassen und nicht verlängern.

Bevor ich was auslaufen lassen kann, muss es aber erstmal freigeschaltet werden. Ich rufe beim Renault Kundendienst an und erkläre mein Anliegen. Dass meine ZOE importiert ist, sollte eigentlich kein Problem darstellen (tut es aber dann doch).

Als erstes muss ein Renault-Händler das „Digital Pack” (36 Monate serienmäßig) für mich aktivieren. Dazu muss ein Servicevertrag abgeschlossen werden. Das ist eine reine Formalität, kostet nichts, kann aber nur vom Händler in deren System angelegt werden. Pro forma erhalte ich per E-Mail ein Vertragsformular als PDF geschickt, muss das aber nicht mal unterzeichnen. Der Händler teilt mir noch mit, dass er den Service „Renault Connect” für das angegebene Fahrzeug bei sich nicht aufrufen kann und fragt, ob meine ZOE vielleicht gar kein R-Link-System hat. Ich lasse das erstmal so stehen.

Auf der Renault-Website lege ich nun einen My-Renault-Account an und trage meine ZOE dort mit Fahrgestellnummer, Kennzeichen etc. ein.

Dann muss ich auf My Z.E. Online noch einen Account anlegen, um in den Genuss der für Elektrofahrzeuge spezifischen Fernüberwachungs- und -steuerfunktionen (Ladezustand, Vorklimatisierung, Ladetimer) zu gelangen. Das scheitert jedoch, weil der Aktivierungslink, den ich per Mail erhalte, jedes Mal nur zu einer Fehlermeldung führt. Nach einigen Telefonaten mit dem Kundenservice wird das Problem an den 2nd-Level-Support weitergegeben:

„Wie heute telefonisch besprochen haben wir versucht auf nationaler Ebene das Problem zu beheben, jedoch scheint im vorliegenden Fall ein tiefgründiges Problem in Verbindung mit Ihrem ausländischen Renault Zoe vorzuliegen. Wir haben den Sachverhalt daher an den entsprechenden 2nd-Level-Support weitergeleitet und werden uns bei Ihnen melden, sobald wir eine Antwort vorliegen haben.”

nationale Ebene”, „tiefgründiges Problem”, „ausländische Renault ZOE” – oh oh, das wird doch die bilateralen Beziehungen Deutschland-Frankreich hoffentlich nicht belasten?

Ich mache die Story jetzt mal kurz. Ursache für das Problem ist, dass die ZOE noch im französischen My-Renault-Account des Vorbesitzers angemeldet ist. Ich wende mich an den Händler, von dem ich die ZOE gekauft habe. Er recherchiert die Zugangsdaten für dieses Konto und teilt sie mir mit. Damit logge ich mich auf der französischen Renault-Website ein und irre mit meinem Schulfranzösisch und dem Google Translator so lange durch die Menüs, bis ich die passende Option für das Entfernen der ZOE aus diesem Account gefunden habe. Clic, weg ist sie.

Danach versuche ich nochmal, einen neuen My Z.E. Online Account für mich anzulegen. Wieder erhalte ich beim Anklicken des Bestätigungslinks eine Fehlermeldung. Diesmal ist der Fehlercode allerdings ein anderer. Hm. Ich rufe ein weiteres Mal den Kundenservice an. Der meint, nach Aussage vom 2nd-Level-Support sollte es jetzt funktionieren. Ich gebe spaßeshalber mal Benutzername und Passwort ein, ohne den Aktivierungslink zu bemühen. Et voilà – ich bin drin.

Jetzt kann ich per App vom Handy aus den Ladestand abfragen und die Vorklimatisierung einschalten. Wenn denn der Renault-Server funktioniert. Das tut er Anfang des Jahres 2014 nur bedingt. Große Welle im Forum. Ich nutze die Ladestandsabfrage nur selten und bei mir funktioniert sie jedesmal.