Entschleunigung

30.04.2014

Fernfahrten mit der ZOE, die über die einfache Akkureichweite hinausgehen, ändern unsere Gewohnheiten. Ich persönlich habe keine Schwierigkeiten damit, ein eher gemächliches Tempo zu fahren und die erforderlichen Ladezeiten sinnvoll zu nutzen.

Es entstehen scheinbar paradoxe Zusammenhänge. Wer schneller fährt, muss länger und öfter laden. Fährt man langsamer, reduziert das den Verbrauch und streckt die Reichweite. Die Ladehalte sind dann kürzer oder weniger. In der Gesamtbetrachtung ist langsamer somit schneller. 😉

Ladezeit ist Entspannungszeit

Viele denken: „Was, man muss eine Stunde warten, ehe der Akku wieder voll ist?!” Aber so dramatisch ist das gar nicht. Ladezeit ist keine Wartezeit, sondern Entspannungszeit. Niemand starrt die ganze Ladezeit über im Auto sitzend auf die SOC-Anzeige und trommelt mit den Fingern auf’s Armaturenbrett.

Wenn ich meine Hündin dabei habe, machen wir einen schönen Spaziergang. Ein Mittagessen, ein Einkaufsbummel – schon ist der Akku wieder voll. (Ich rede hier immer von der ZOE, bei anderen Elektroautos dauert das Laden teilweise deutlich länger. Einer der Hauptgründe, warum ich mich für eine ZOE entschieden habe, ist ihre Schnellladefähigkeit.)

Selbst wenn ich unterwegs eine Ladestation in irgendeiner Gewerbewüste ansteuern muss, wo nix ist und es regnet oder stürmt und schneit, kann ich immer noch Musik hören, lesen oder am Notebook arbeiten. Langeweile empfinde ich beim Laden nie.

Oft entwickeln sich an Ladestationen sehr nette Gespräche mit interessierten Beobachtern. Kaum schaut man beim Fachsimpeln mal kurz nicht auf die Anzeige, Zack! sind es beim nächsten Hingucken schon wieder 30% mehr.

Ladezeit ist nie verlorene Zeit. Entweder ich nutze sie bewusst zur Entspannung, oder es geschieht eine Umschichtung. Manche Dinge, die ich sonst zu anderen Zeiten getan hätte, erledige ich nun während der Ladepause. Diese Zeit steht mir dann später zur Verfügung, wenn ich diese Dinge normalerweise getan hätte.

Tempolimit

Die Geschwindigkeit, mit der ich auf der Autobahn unterwegs bin, hat sich über die Jahre und mit den verschiedenen Autos, die ich gefahren bin, immer weiter reduziert.

Mit meinem Erdgas-Multipla bin ich noch 140km/h gefahren, mit dem Autogas-Berlingo waren es 120km/h und jetzt mit der Elektro-ZOE pendele ich so zwischen 90 und 96km/h. Ja, das ist zweistellig, da fehlt keine 1 vorne.

96km/h ist die im leistungsbegrenzenden ECO-Modus maximal mögliche Geschwindigkeit. Doch, ich könnte den ECO-Modus ausschalten und dann runde 100km/h fahren. Aber nur um da eine dreistellige Zahl in der Anzeige zu sehen? Oder noch schneller. Bis zu 135km/h sind drin. Jedoch, wer schneller fährt… s.o.

Auf der Autobahn mit den LKW mitzuschwimmen ist extrem entspannend, weil praktisch alle Überholvorgänge entfallen. So viel später komme ich dadurch auch nicht an. Und während der Adrenalinspiegel der Raser eine halbe Stunde braucht, um wieder auf Normalmaß zu sinken, ist meiner nie oben gewesen. Ich fahre entspannt los, gleite entspannt und leise dahin und komme direkt entspannt an. Sooo muss… Dings.

Landstraße statt Autobahn

Die ECO-Routen des Bordnavis führen sehr oft über Landstraßen. Manchmal fahre ich auch die schnellste Route, wenn es trotz längerer Strecke zeitlich einen großen Unterschied macht und die Reichweite kein Problem ist.

Landstraßen haben aber ihren eigenen Reiz. Kleine Städtchen und Dörfer, in denen ich noch nie war und in Gegenden, durch die ich sonst nie gekommen wäre, lassen mich Land und Leute nochmal ganz anders wahrnehmen. Es gibt erstaunlich viele sehr schöne Strecken abseits der Autobahnen. Und kaum jemand ist da unterwegs.

Ein Elektroauto ist das ideale Fahrzeug für Entdecker.

Fernfahrten mit der ZOE

25.04.2014

Meine erste Fahrt mit der ZOE war ja gleich eine Fernfahrt über 200km. Da war alles noch ungewohnt, ich war unerfahren, eine Ladestation funktionierte nicht, die nächste gab nur 11kW ab…

Alles danach klappte bislang viel besser.

Fernfahrten sind mit der ZOE dank ihrer Schnellladefähigkeit vergleichsweise gut möglich, entsprechende 22kW-(besser noch 43kW-)Lademöglichkeiten entlang der Strecke vorausgesetzt.

Was gilt es bei Fernfahrten mit einem Elektroauto und speziell der ZOE zu beachten?

Strecke planen, Ladestationen recherchieren.

Dazu eignet sich  z.B. sehr gut das GoingElectric-Stromtankstellenverzeichnis. Es bietet sogar die Möglichkeit, ausgewählte Ladestationen als POI im OV2-Format (für TomTom, auch für das R-Link in der ZOE) oder im GPX-Format herunterzuladen.

Mit etwas Erfahrung kann man die Reichweite seines Elektroautos abhängig von Witterung und Fahrstil gut einschätzen. Bei der ZOE sind die Angaben des Bordcomputers ziemlich verlässlich, mit großzügiger Reserve.

Für jede geplante Ladestation immer eine, besser zwei Alternativen heraussuchen.

Die müssen auch dann noch in Reichweite liegen, wenn sich die erste Wahl bei Ankunft als defekt oder zugeparkt entpuppt. Leider ist beides keine Seltenheit. Im worst case hilft dann bei Renault zumindest die Assistance, die einen zur nächstgelegenen Ladestation (max. 80km) schleppt. Musste ich noch nie bemühen, und ich weiß nur von wenigen, die in diese Lage kamen. Das ist der sehr seltene Ausnahmefall.

Für alle Ladestationen muss der Zugang geklärt sein.

Ladekarten en gros

In weiten Teilen Deutschlands herrscht derzeit noch eine unglaublich ineffiziente Kleinstaaterei, was den Zugang zu Ladestationen betrifft. Hier kochen viele Anbieter/Energieversorger/Stadtwerke ihr eigenes Süppchen mit eigenen Ladekarten, vorzugsweise für die eigenen Stromkunden. Durchreisende oder Gelegenheitsnutzer erhalten entweder erst gar keine Kundenkarte oder müssen für diese recht happige Kautionen hinterlegen und/oder stolze Pauschaltarife zahlen. Wenn ich für drei Ladekarten von drei verschiedenen Stadtwerken je 30,- € Kaution dauerhinterlegen muss, sind 90,- € weg. Dafür könnte ich etliche Kilometer elektrisch abreißen…

Auf der anderen Seite wird der Ladestrom vielerorts noch kostenlos abgegeben. Noch sind es so wenig ladende Elektroautos, dass sich die Abrechnerei schlicht nicht lohnt, weil die Rechnungsstellung oft mehr Kosten verursacht als der bezogene Strom Wert ist. Da relativiert sich auch eine Kaution wieder etwas. Das wird sich aber ändern.

Lobend erwähnen möchte ich an dieser Stelle enercity (Hannover) und die EWE. Beide stellten mir unentgeltlich, unkompliziert und schnell die jeweils benötigten RFID-Ladekarten aus. Der Ladestrom an den damit freischaltbaren Elektrotankstellen ist derzeit noch kostenlos. Diese beiden Karten decken für mich den Großraum Hannover und fast ganz Norddeutschland ab.

Ladeverbünde / Roaming

Einen Ausweg aus dem Ladekarten-Chaos suchen Ladeverbünde. Die funktionieren im Prinzip so, dass man mit der Ladekarte eines Anbieters, der Mitglied eines Ladeverbunds ist, auch an den Stromtankstellen aller anderen Mitglieder dieses Ladeverbunds laden kann. Sehr guter Ansatz. In der Praxis funktioniert leider nicht immer alles so wie gedacht. Es gibt auch konkurrierenden Ladeverbünde. Einige der verbreitetsten sind ChargeNow, Ladenetz und Park&Charge. Auch The New Motion wird zunehmend interessant.

Bei einigen Ladeverbünden oder größeren Anbietern kann bzw. muss man für den Bezug von Ladestrom auch Verträge abschließen. Hier muss man abwägen. Die meisten verlangen eine monatliche Grundgebühr plus die Verbrauchskosten. Wegen der Grundgebühr lohnen sich viele dieser Angebote für Gelegenheitsnutzer und Durchreisende nicht. Es sei denn, man hat keine Wahl.

Beispiel RWE Autostrom: Der Tarif RWE ePOWER BASIC kostet derzeit eine monatliche Grundgebühr von 4,95 € plus einen Arbeitspreis von 30 ct/kWh. Die Ladestationen lassen sich komfortabel über eine Handy-App (e-kWh für iOS / e-kWh für Android) freischalten. Das klappt sogar aus der Ferne, d.h., man kann auch mal jemand anderem das Laden ermöglichen, ohne selbst vor Ort zu sein.

Ohne Vertrag geht es bei RWE auch – die Säulen lassen sich ohne vorherige Anmeldung per Premium-SMS freischalten (sofern mit dem genutzten Mobilfunkanbieter möglich). Das nennt sich RWE ePOWER SMS und kostet nach Zeit: 3,95 € pro Stunde. Haken: Per SMS freigeschaltete RWE-Ladesäulen geben max. 11kW Ladeleistung ab. Warum, weiß nur RWE. Technische Gründe für die Beschränkung gibt es nicht. Damit ist Laden per SMS bei RWE für Fernreisende keine wirkliche Option.

Tipp: Beim RWE-Roamingpartner BEW kann man einen Autostromvertrag ohne Grundgebühr abschließen. Der Arbeitspreis beträgt dort derzeit 35,01 ct/kWh. Mit diesem Vertrag können über die e-kWh-App auch alle RWE-Ladestationen genutzt werden. Ideal für Gelegenheitsnutzer.

Private Ladenetzwerke

Interessant sind möglicherweise auch privat organisierte, nicht gewinnorientierte Ladenetzwerke wie z.B. das Drehstromnetz (DSN). Leider braucht man für das DSN eine Möglichkeit, CEE-Steckdosen zu nutzen, um unterwegs schnellladen zu können. Das geht mit der ZOE nur über eine mitgeführte zusätzliche mobile Ladebox. Adapter Typ 2 auf CEE funktionieren nicht, weil beim Laden über Typ 2-Kabel mit der Ladestation kommuniziert werden muss. CEE an sich ist ja nur der Stromanschluss ohne jedwede Ladeintelligenz.

Solche mobilen Ladeboxen gibt es von verschiedenen Anbietern, aber sie sind recht teuer: ab 1.000,- € geht es erst los. Das lohnt sich also nur, wenn man wirklich regelmäßig unterwegs an CEE-Dosen lädt und keine andere Möglichkeit hat.

Ich habe keine mobile Box, sondern komme bislang sehr gut allein mit meinem Typ 2-Kabel zurecht – auf DSN muss ich dadurch allerdings verzichten.

Notladekabel

Geht eine Reise über mehrere Tage, kann man die ZOE auch mit einem speziellen Notladekabel an einer Schuko-Steckdose aufladen, z.B. in einer Pension oder einem Hotel. Dem Thema Notladekabel werde ich noch einen eigenen Beitrag widmen. Da eine solche Ladung sehr lange dauert (bis zu 14 Stunden), macht man das sinnvollerweise über Nacht.

Fazit

Fernfahrten sind mit der ZOE sehr gut möglich, erfordern jedoch Planung und dauern natürlich wegen der erforderlichen Ladestopps länger als „von früher” gewohnt. Gewohnheiten ändern sich jedoch schnell. Ich staune immer wieder, wie relaxt ich auch nach längeren Reisen aus der ZOE steige, obwohl ich länger unterwegs war. Die Ruhe beim Fahren, das entspannte Dahingleiten bei mäßigem Tempo und die Ladepausen addieren sich zu einer generellen Entschleunigung, die sehr wohltuend ist. Kann man nicht durch Reden veranschaulichen, muss man selbst erfahren.

ZOE als Erstwagen

23.04.2014

Januar 2014. Vor dem Haus stehen jetzt unser alter LPG-Berlingo und die neue Elektro-ZOE. Brauchen wir zwei Autos? Kommen wir allein mit der ZOE aus oder halten wir für längere Strecken, die wir schnell absolvieren wollen, den Verbrennungsmotor in Reserve?

Noch haben wir keine Langstreckenerfahrung mit der ZOE. Gewohnheit und Reichweitenangst wollen uns suggerieren, dass wir, um auch spontan sein zu können, den Berlingo behalten sollen.

Aber mal ehrlich. Fahren wir spontan Strecken, die länger sind als 300km? Wohl kaum ohne mindestens mehrtägigen Planungsvorlauf.

Wir überschlagen mal, wie oft wir im Jahr tatsächlich Langstrecken fahren. Das ist sehr übersichtlich. 90% unserer Fahrten können wir sehr wahrscheinlich mit der ZOE machen. Für 10% den Berlingo als Dauerparker vor der Tür stehen haben? Wir rechnen mal und kommen auf ca. 600,- € allein an Steuer und Versicherung, die uns diese Reserve im Jahr kosten würde. Ist es uns das Wert?

Die Alternativen wären: Bahn, Mietwagen und Autotausch.

Bahn entfällt. Da unsere Hündin ein eigenes Ticket zum halben Fahrpreis braucht, sind Bahnreisen für uns teurer als ein Mietwagen. Außerdem wären da noch die Fahrten zum und vom Bahnhof, der Stress mit Gepäck, die Wartezeiten. Och nö.

Mietwagen ginge natürlich. Nicht ganz billig, aber machbar.

Letztlich scheint uns die Variante „Autotausch” aber am attraktivsten und auch am unkompliziertesten.

Wir haben sehr nette Nachbarn mit PV-Anlage auf dem Dach und an Elektromobilität interessiert. Über kurz oder lang werden die ein eigenes Elektroauto fahren. Bis dahin ist das ist der Deal: Wenn wir wirklich mal eine längere Strecke in kurzer Zeit bewältigen müssen, leihen wir uns ihr Auto (immerhin auch mit Autogas betrieben) und stellen ihnen dafür unsere ZOE zur Verfügung. Win-Win. Wir machen unsere Ferntour und sie freuen sich über einen oder mehrere Tage Elektroautofahren. Für die Abnutzung gibt’s einen Ausgleich, den wir per Kilometerpauschale gegenrechnen. Sowas kann man auch mit Freunden machen, aber unsere Nachbarn haben den Vorteil, dass sie gleich nebenan wohnen. 😉

Zu beachten ist bei diesem privaten Carsharing die Versicherung. Es sollten beliebige Fahrer/innen zugelassen sein. Das treibt leider meist die Tarifkosten in die Höhe. Man kann aber auch temporär andere Fahrer/innen eintragen lassen, nur für eine bestimmte Zeit, z.B. den Urlaub. Für „gelegentliche Fahrten” ist nicht einmal das erforderlich. Bleibt die Frage, was genau „gelegentlich” bedeutet. Das muss man mit der Versicherung klären.

Nachdem wir diese Vereinbarung mit unseren Nachbarn getroffen haben, stelle ich den Berlingo in diversen Online-Börsen ein. Schon erschreckend, was der in vier Jahren an Wert verloren hat. Aber was soll’s. Ende Januar ist er verkauft. Nun ist die ZOE unser einziges Auto.

Tja, und jetzt haben wir schon gleich Ende April und wir mussten uns erst ein einziges Mal den Wagen unserer Nachbarn leihen. Und auch das nur, weil es auf der Strecke, die wir fahren wollten, noch keine für uns nutzbare Ladestation gab. Die gibt es aber inzwischen. Da wird es wohl bei der Urlaubsfahrt bleiben, für die wir auf die Verbrennungstechnologie zurückgreifen müssen. Obwohl, es reizt mich schon. 850km. Nein, aus, aus!