Entgeistert

09.05.2014

Obwohl ich mir privat keine Wallbox installieren würde, habe ich mich bereit erklärt, am Forschungsprojekt „Demand Response – das Auto als aktiver Speicher und virtuelles Kraftwerk” teilzunehmen. Im Rahmen dieses Projekts bekomme ich eine spezielle CCB (Car Connect Box, 22kW Typ 2 + Schuko) für 2 Jahre zur Verfügung gestellt, über die mein Ladeverhalten ausgewertet und die Speicher/Kraftwerk-Nutzung simuliert werden kann.

Die Box hängt jetzt schon seit 3 Wochen bei mir am Haus, ist aber noch nicht angeschlossen, weil die Hausinstallation erst noch erweitert werden muss. Das ist mein Part, also bitte ich eine hier ansässige Elektrofirma um Ortsbesichtigung und Abgabe eines Angebots. Das Angebot ist viel zu umfangreich und die angebotenen Komponenten sind in meinen Augen auch zu teuer.

Letztlich geht es nur darum, den alten Zählerschrank durch einen neuen zu ersetzen. Den Anschluss der CCB ab Zählerschrank übernimmt dann der Projektträger.

Um meine Ausgaben zu minimieren, besorge ich mir die besonders kostenintensiven Komponenten (Zählerschrank + SLS-Schalter, und zwar exakt die im Angebot gelisteten) günstig selbst (ungefähr für die Hälfte des mir von der Elektrofirma angebotenen Preises).

Nun bitte ich die Firma, ihr Angebot nochmal entsprechend zu überarbeiten, also ohne die beiden bereits vorhandenen Komponenten und nur das Ersetzen des alten durch den neuen Zählerschrank.

Und was bekomme ich zur Antwort:

„Guten Tag Herr Hilchenbach,
für diese Arbeiten möchten wir kein Angebot abgeben.
Mit freundlichen Grüßen”

😯

Äh – lieber nix verdienen als wenig verdienen?

Hab ich den falschen Beruf ergriffen?

(Vor Jahren habe ich schonmal eine ähnliche Erfahrung gemacht, eine AHK online gekauft und suchte jemanden, der sie mir anbaut. Da bekam ich in einer Werkstatt zu hören: Nee, wir bauen sie Ihnen nicht ein, weil Sie sie nicht bei uns gekauft haben.

Eine andere Werkstatt nahm den Auftrag damals ohne zu zögern an, arbeitete einwandfrei auch für kleines Geld und begegnete einer unerwarteten Schwierigkeit beim Einbau mit kreativer Kompetenz.

Und jetzt ratet mal, zu welcher Werkstatt ich in der Folge immer wieder gefahren bin, wenn’s was zu schrauben gab?)

Hallo Herr Elektromeister! Glauben Sie, dass Sie mich mit so einer Antwort dazu motivieren, jemals wieder bei Ihnen anzufragen, wenn ich was Elektrisches machen lassen will? Ganz sicher nicht! Und ich werde es auch allen erzählen, die es hören wollen.

Erstaunlich, dass sich solche Firmen halten.

So, und jetzt suche ich mir jemanden, der sich nicht zu fein dafür ist, mir einen vorhandenen Zählerschrank einzubauen.

Entspiegelung

30.04.2014

Das sehr helle Armaturenbrett der ZOE spiegelt sich auffällig in der Frontscheibe. Bei bestimmten Gegenlichtkonstellationen kann das zu sekundenlangem Blindflug führen. Die Scheibe wird praktisch zu Milchglas. Ein ernst zu nehmendes Problem.

Zu diesem Thema sind schon hunderte Einträge im GoingElectric-Forum geschrieben worden.

Die Lösungsvorschläge reichen von der Platzierung eines schwarzen T-Shirts auf dem Armaturenbrett bis zum Komplettausbau und dunkler Beflockung.

Weder beabsichtige ich Textilien vor mir lose abzulegen noch hunderte Euro für eine professionelle Beschichtung auszugeben. Letzlich muss hier der Hersteller aktiv werden.

Zwischenlösung: Polbrille

Eine einfache Zwischenlösung, unkompliziert und billig: Ich kaufe mir im Anglerbedarf eine polarisierte Sonnenbrille, leicht getönt. Die filtert das gespiegelte Licht fast gänzlich raus. Die Sicht wird wieder klar. Einzig die Öffnungsgitter der Scheibenbelüftung zeichnen sich noch schwach ab.

Auf dem Bild oben: links ohne, rechts mit meiner Polbrille.

Kosten: ab 10,- €

Tipp für Brillenträger: Polarisierte Brillengläser gibt es natürlich auch beim Optiker, dort dann sogar gleich in der passenden Sehstärke.

Stephan mit Polbrille

Entschleunigung

30.04.2014

Fernfahrten mit der ZOE, die über die einfache Akkureichweite hinausgehen, ändern unsere Gewohnheiten. Ich persönlich habe keine Schwierigkeiten damit, ein eher gemächliches Tempo zu fahren und die erforderlichen Ladezeiten sinnvoll zu nutzen.

Es entstehen scheinbar paradoxe Zusammenhänge. Wer schneller fährt, muss länger und öfter laden. Fährt man langsamer, reduziert das den Verbrauch und streckt die Reichweite. Die Ladehalte sind dann kürzer oder weniger. In der Gesamtbetrachtung ist langsamer somit schneller. 😉

Ladezeit ist Entspannungszeit

Viele denken: „Was, man muss eine Stunde warten, ehe der Akku wieder voll ist?!” Aber so dramatisch ist das gar nicht. Ladezeit ist keine Wartezeit, sondern Entspannungszeit. Niemand starrt die ganze Ladezeit über im Auto sitzend auf die SOC-Anzeige und trommelt mit den Fingern auf’s Armaturenbrett.

Wenn ich meine Hündin dabei habe, machen wir einen schönen Spaziergang. Ein Mittagessen, ein Einkaufsbummel – schon ist der Akku wieder voll. (Ich rede hier immer von der ZOE, bei anderen Elektroautos dauert das Laden teilweise deutlich länger. Einer der Hauptgründe, warum ich mich für eine ZOE entschieden habe, ist ihre Schnellladefähigkeit.)

Selbst wenn ich unterwegs eine Ladestation in irgendeiner Gewerbewüste ansteuern muss, wo nix ist und es regnet oder stürmt und schneit, kann ich immer noch Musik hören, lesen oder am Notebook arbeiten. Langeweile empfinde ich beim Laden nie.

Oft entwickeln sich an Ladestationen sehr nette Gespräche mit interessierten Beobachtern. Kaum schaut man beim Fachsimpeln mal kurz nicht auf die Anzeige, Zack! sind es beim nächsten Hingucken schon wieder 30% mehr.

Ladezeit ist nie verlorene Zeit. Entweder ich nutze sie bewusst zur Entspannung, oder es geschieht eine Umschichtung. Manche Dinge, die ich sonst zu anderen Zeiten getan hätte, erledige ich nun während der Ladepause. Diese Zeit steht mir dann später zur Verfügung, wenn ich diese Dinge normalerweise getan hätte.

Tempolimit

Die Geschwindigkeit, mit der ich auf der Autobahn unterwegs bin, hat sich über die Jahre und mit den verschiedenen Autos, die ich gefahren bin, immer weiter reduziert.

Mit meinem Erdgas-Multipla bin ich noch 140km/h gefahren, mit dem Autogas-Berlingo waren es 120km/h und jetzt mit der Elektro-ZOE pendele ich so zwischen 90 und 96km/h. Ja, das ist zweistellig, da fehlt keine 1 vorne.

96km/h ist die im leistungsbegrenzenden ECO-Modus maximal mögliche Geschwindigkeit. Doch, ich könnte den ECO-Modus ausschalten und dann runde 100km/h fahren. Aber nur um da eine dreistellige Zahl in der Anzeige zu sehen? Oder noch schneller. Bis zu 135km/h sind drin. Jedoch, wer schneller fährt… s.o.

Auf der Autobahn mit den LKW mitzuschwimmen ist extrem entspannend, weil praktisch alle Überholvorgänge entfallen. So viel später komme ich dadurch auch nicht an. Und während der Adrenalinspiegel der Raser eine halbe Stunde braucht, um wieder auf Normalmaß zu sinken, ist meiner nie oben gewesen. Ich fahre entspannt los, gleite entspannt und leise dahin und komme direkt entspannt an. Sooo muss… Dings.

Landstraße statt Autobahn

Die ECO-Routen des Bordnavis führen sehr oft über Landstraßen. Manchmal fahre ich auch die schnellste Route, wenn es trotz längerer Strecke zeitlich einen großen Unterschied macht und die Reichweite kein Problem ist.

Landstraßen haben aber ihren eigenen Reiz. Kleine Städtchen und Dörfer, in denen ich noch nie war und in Gegenden, durch die ich sonst nie gekommen wäre, lassen mich Land und Leute nochmal ganz anders wahrnehmen. Es gibt erstaunlich viele sehr schöne Strecken abseits der Autobahnen. Und kaum jemand ist da unterwegs.

Ein Elektroauto ist das ideale Fahrzeug für Entdecker.