4 Jahre ZOE

06.12.2017

ZOE 2017

Oops, das hab ich ja glatt verpennt: Am 28.11.2017 jährte sich die Jungfernfahrt mit meiner ZOE nun schon zum vierten Mal!

Vier Jahre und gut 51.000km fahre ich jetzt mit diesem immer noch ziemlich genialen Brot-und-Butter-Elektroauto geschmeidig, leise und vor allem emissionsfrei durch die Lande. Zeit und Gelegenheit für eine Zusammenfassung und einen kleinen Rückblick.

Wann bin ich eigentlich das letzte Mal ein Auto mit Verbrennungsmotor gefahren? Das war, warte mal… Muss 2014 gewesen sein, im Sommer. Als wir uns noch nicht trauten, mit der ZOE in den Urlaub nach Österreich zu fahren. Hihi. Im Jahr darauf haben wir es dann gemacht. Da gab es noch keine Schnelllader an den Autobahnen… Kinder nee…

Die Abenteuerzeit ist vorbei

Tja, tut mir ja echt leid für alle, die jetzt erst in die Elektromobilität einsteigen: Die Abenteuerzeit ist vorbei. Habt ihr verpasst. Die besten Lagerfeuergeschichten sind schon weg, und wer wird sie erzählen können? Nicht ihr. 😉

Inzwischen ist die Ladeinfrastruktur gerade auf den Fernstrecken ziemlich gut ausgebaut. An sehr vielen Raststätten steht schon mindestens ein Schnelllader. Die Ladeplanung für längere Strecken beschränkt sich im Wesentlichen auf das Abchecken der Funktionalität (Gibt es aktuelle Störungsmeldungen?). Die Abenteuerchen bestehen allenfalls noch aus Szenarien wie „Oh, Ladesäule gerade belegt.” oder „Oh, hier sollten eigentlich 43kW fließen, es sind aber nur 22kW.” Dann fährt man halt zur nächsten Ladesäule, die frei ist oder die Leistung bringt, die man gerade braucht.

Wenn man sich nicht ganz unbedarft anstellt, sind das alles keine wirklichen Probleme mehr. Klar, die Restreichweite muss man dabei immer im Blick haben, aber wenn da alle 100 oder noch weniger Kilometer ein Schnelllader steht, werden Langstrecken sehr einfach zu fahren, vor allem mit den größeren Akkus, die inzwischen Usus sind.

Die Alltagstauglichkeit im Nahbereich erwähne ich einfach nicht mehr, die ist gegeben. Für meine Mobilitätsbedürfnisse jedenfalls. Ich brauche keine AHK und komme mit dem kleinen alten Akku noch gut hin. Nicht zuletzt, weil die gute alte 2013er ZOE 43kW AC-Ladeleistung verdauen kann. Ihre Nachfolgerinnen mit doppelt so großem Akku dürfen nur noch die Hälfte, was doppelte Ladezeit bedeutet. Dafür haben sie den doppelten direkten Aktionsradius, den sie ohne nachladen zu müssen am Stück fahren können. Was nun besser und was schlechter ist, hängt halt vom individuellen Fahrprofil ab. Und Renault hin oder her: Auch andere Mütter haben inzwischen attraktive Töchter, und es werden bald noch viel mehr.

A propos Geschichten am Lagerfeuer:

Übersetzung der Dialoge im Video:

  • Es gab einmal eine Zeit, bevor ihr Mädchen geboren wurdet, da hatte niemand ein Handy, und Familien mussten sich ein einziges Telefon teilen!
  • Heißt das, meine Mutter konnte meine Texte lesen?!
  • Es gab kein Texten, es war eine Festnetzleitung!
  • Widerlich!
  • Was war mit Selfies?
  • Oh, man konnte ein Selfie machen. Aber dann musste man es entwickeln lassen!
  • Nein!
  • Es konnte Tage dauern! Aber am unheimlichsten war: Statt Elektroautos zu fahren, füllten wir unsere Autos mit Benzin, das aus Tieren gemacht war, die seit Millionen Jahren tot sind, und verbrannten es, um herumzufahren!
  • Netter Versuch, Dad.
  • Das ist nicht gruselig, das ist einfach nur blöd.

Probleme und Reparaturen

Richtigen Stress gab es mit der ZOE in den letzten 4 Jahren nicht. Liegengeblieben sind wir kein einziges Mal, weder mit leerem Akku noch aus anderen Gründen.

  • Im April 2016 wurde bei rund 32.000km der Motor getauscht, weil er ein immer lauter werdendes Schleifgeräusch produzierte. Ein Serienproblem der frühen ZOEs, das kostenlos im Rahmen der Garantie auf den Antriebsstrang behoben wurde.
  • Nach dem Auslaufen meines ZE-Interactive Vertrages Ende 2016 war der Ladeplaner ohne Funktion. Dieser ist hirnrissigerweise an einen solchen Vertrag gekoppelt. Renault kam mir hier entgegen und spendierte mir einen neuen ZE-Interactive Vertrag für weitere 3 Jahre. So kann ich wieder zeitgesteuert und netzschonend nachts laden, wenn der lokale Grünstromindex besonders hoch ist.
  • Im Winter 2016/2017 gab es einen deutlichen Reichweiteneinbruch, und die Balancing-Zeiten beim Laden wollten kein Ende nehmen. Grund war nicht etwa ein tatsächlicher Kapazitätsverlust des Antriebsakkus, sondern ein Software-Fehler im Batteriemanagementsystem, der sich mit einem Update der entsprechenden BMS-Komponenten beheben ließ.
  • Im Dezember 2016 schwächelte erstmals die 12V-Bordnetz-Batterie, hielt dann aber doch noch fast ein weiteres Jahr durch. Als mich im November 2017 schon nach der ersten kalten Nacht die typische Fehlermeldung begrüßte („ELEC System prüfen”) habe ich sie selbst durch eine neue ersetzt, Artikel folgt.
  • Im Mai 2017 wurde das linke Traggelenk vorn erneuert. Bei dieser Gelegenheit ließ ich auch die unansehnlich gewordene Rhombe auf der Ladeklappe durch eine neue ersetzen, eine kleine Posse für sich.

Das war’s soweit – alles nicht dramatisch.

Nah und fern

Im Nahbereich bewege ich mich mit der ZOE im Raum Hannover. Ich arbeite im HomeOffice und muss nicht jeden Tag Auto fahren. Eine Akkuladung reicht manchmal für eine Woche. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, lade ich kostenlos beim Einkaufen am Edeka-Supermarkt, ansonsten zu Hause mit meiner mobilen Ladebox an einer 32A-CEE-Dose.

Ein mittleres Fahrziel ist in unregelmäßigen Abständen der (Ost-)Harz. Da mangelt es noch an Destination-Lademöglichkeiten vor Ort, aber hey, seit es die Schnelllademöglichkeit bei ALSTOM in Salzgitter gibt, die direkt auf meinem Weg liegt, sind diese Touren auch erheblich komfortabler geworden.

Ansonsten trauen wir uns mit der ZOE auch bis nach Osttirol und Görlitz und sind öfter in Berlin (an der A2 Hannover-Berlin gibt es inzwischen endlich auch genügend Schnellladestationen).

Die Fernfahrten brauchen etwas Zeit, aber ich wiederhole mich gern: Das Reisen mit 100km/h und Ladepausen ist sehr entspannend. Gelebte Entschleunigung. Tut gut. Weiß man aber erst, wenn man’s macht.

Everybody seems to think I’m lazy
I don’t mind, I think they’re crazy
Running everywhere at such a speed
Till they find there’s no need (there’s no need)

(The Beatles, „I’m Only Sleeping”)

Antriebsakku hält

CanZE 2017-11
Der Antriebsakku meiner ZOE zeigt (nach dem oben erwähnten BMS-Update) auch nach 4 Jahren und 51.000km keine spürbaren Alterserscheinungen. Die Reichweite im Sommer 2017 betrug nach wie vor ca. 160km (bei gemäßigter Fahrweise). An den ersten Frosttagen des Winters 2017 zeigte sie nach dem Laden erwartbare 120-130km an. CanZE meldet einen SOH von 98%. Alles im grünen Bereich. Die Akkus halten offenbar länger als viele befürchtet haben.

(Praxisdaten von Teslas Model S/X mit Stand August 2017 zeigen, dass die Antriebsbatterien dieser Fahrzeuge im Schnitt nach 240.000km noch 92% ihrer ursprünglichen Kapazität besitzen. Auf Basis dieser Daten kann man prognostizieren, dass diese Akkus ca. 840.000km erreichen können, bevor ihre Ausgangskapazität auf 80% gesunken sein wird.)


Akku-Upgrade?

Was ist eigentlich mit der von Renault angekündigten Möglichkeit, die kleinen Akkus der frühen ZOEs durch aktuelle Akkus doppelter Kapazität zu ersetzen? Dies wurde bereits erfolgreich in den Niederlanden durchgeführt, und in Österreich bekommen die ZE-Werkstätten anscheinend ein (sehr kleines) Kontingent Tauschakkus. In Deutschland scheint das alles wieder mal nicht so einfach zu sein; hier hat man uns ja auch schon den ZOE Q90 vorenthalten (Modell mit großem Akku plus Schnelllademöglichkeit), der in Österreich zu bestellen ist.

Ich überlege, ob ich tatsächlich ein Upgrade machen lassen würde. Wenn es denn hier in Deutschland angeboten wird. An Umbaukosten sind 3.500,- € aufgerufen. Das ist eine Menge Holz für wenig mehr Komfort als ich ihn jetzt habe. Zumal es sehr wahrscheinlich ist, dass die alte ZOE durch den neuen Akku in ihrer Schnellladefähigkeit eingeschränkt wird – die gewohnten 43kW sind dann nicht mehr drin, bestenfalls bis zu 35kW und auch das nur im unteren SOC-Bereich, danach wird gnadenlos gedrosselt. So handhabt es das Q90er Modell. Offenbar ist das Thermomanagement des größeren Akkus problematischer und man geht lieber auf Nummer sicher.

Sagen wir’s mal so: Wenn sich jemand findet, der mir das Upgrade sponsort, lasse ich es sofern und sobald es geht machen und werde dann hier ausführlich darüber berichten. Deal?